Sage von der Mühle unter dem Eis - Mühlenkalender

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Sage von der Mühle unter dem Eis

Mühlen-Sagen
Sage von der Mühle unter dem Eis

Oben an der Jungfrau, zwischen dem Gießen- und Guggigletscher, da wo heute nur Eis und Fels herrschen, da stand einst ein friedliches Dörfchen auf grüner Alp. Am Bach klapperte die Mühle. Jeden Morgen trieb Chnopfli, der Zwerg, die Ziegen aus und brachte sie am Abend wieder heim. Man mochte den Zwerg aber nicht leiden. Die Bergbauern gönnten ihm kaum das nötige Korn zum Lebensunterhalt. Ganz besonders geizig war der Müller. Er verstand es ja auch, seine Kunden beim Wägen zu betrügen. Da fand er seinen Meister im Chnopfli, dem Zwerg. Der sah wohl, als er im Herbst einen Sack voll Korn zum Mahlen brachte, wie der Müller ihn betrog, wie er ihm statt richtiges Mehl nur Mehlstaub zurückgab. Wortlos stieg er mit den: Sack auf den damals noch schneefreien Gipfel der Jungfrau und rief, dass man es allenthalben hören konnte:

„Heut, du geiziger Müller, Blüht dir der Weizen zum Letzen Mal!"

Dann schüttelte er den Sack aus, worauf ein grimmiger Schneesturm anhob, der Dorf und Alp und Mühle zudeckte. Unter dem Eis der Einöde soll man noch heute die Mühle klappern hören, und jede Nacht muss der betrügerische Müller Korn- und Mehlsäcke füllen und wägen. 

Ein regnerischer Ferientag ist noch nicht verloren, wenn wir uns mit einem Sagenbuch ans Fenster setzen. Wir erkennen in den Sagen die sittlich-erzieherischen Elemente aus einer Zeit, da es noch keine Bibel und keine Gesetze gab. Trefflich sagt Hans Michel, dass wohl in den Menschen durch die Sagen noch Aberglauben lebe, dass aber auch kein Glaube sei, wo gar kein Aberglaube mehr vorhanden.

 
Ein Männlein geht im Mühlengrund

Nahe bei Herrischried, am Fuss des Riesenbühls, wo der Riesengeist umgeht, liegt die alte Fronmühle, die einst die Weissmühle hiess. Es war eine Klostermühle, die dem fürstlichen Damenstift Säckingen gehörte. Jahrhundertelang plätscherte der Sägebach, der vom Ortsteil Stehle und Säge fröhlich durch die Matten plaudert, über das grosse oberschlächtige Wasserrad. Ein kleines zottiges Männlein schleicht im Mühlengrund, wie eine der vielen Wäldersagen erzählt, um die Mühle, um die nahe gelegene kleine Kapelle und um des Nachbarn Hof. Dann trottelt es den uralten Weg hinauf und erscheint plötzlich wieder im Talgrund bei den Lochmatt-Höfen.
Die einen meinen, das Männlein sei ein Müller gewesen, der seinen Mahlkunden einen Wackenstein in den Mehlsack gesteckt habe, oder einer, der zwischen Tag und siesch mi nit einen Markstein versetzt hatte, um seinen Besitz zu vergrössern. Vielleicht, so meinen andere, ist es der blonde Mahlknecht, der einst in der Weissmühle gedient hatte. Der sang und pfiff den ganzen Tag zum Takt des Mühlrades, liebäugelte mit der jungen hübschen Meisterin, und diese lachte dazu. Eines Tages ging der Meister über Land. Bald liess der Mahlknecht Korn- und Mehlsäcke stehen und ging in die Stube zur Meisterin. In den Mahlgängen klapperte es hohl und leer und das Glöcklein mahnte unablässig: Körner, Körner, Körner, aber der Mahlknecht dachte nicht ans Aufschütten, und die Müllerin hiess den Knecht nicht gehen. Da flog plötzlich die Türe auf, und mitten in der Stube stand der Meister. Fluchend schlug er mit seinem knorrigen Buchenstecken auf Knecht und Weib ein und jagte beide aus dem Haus. Bis in die Nacht rief das Glöcklein vergebens nach Körnern. Mitten in der Nacht aber flatterte der rote Hahn auf das Dach der Weissmühle, und erst als die Mühle mit Gepolter einstürzte, verstummte das wimmernde Glöcklein. Als der Tag anbrach, war die Mühle ein rauchender Trümmerhaufen, und der Müller blieb für immer verschwunden.
 
Veröffentlicht in der Zeitschrift:   „Vom Jura zum Schwarzwald : Blätter für Heimatkunde und Heimatschutz“ Band (Jahr): 82 (2008)
Die kleine Mühle

Es war einmal eine Frau, die hatte eine kleine süße Tochter und weiter nichts; und sie wohnten zusammen auf einem hohen Berge. Einst wurde die Mutter krank, und da musste das kleine Mädchen alle Tage allein ins Holz und Beeren suchen. Als es nun einmal gar keine mehr finden konnte, setzte es sich hinter einen Busch und weinte. Da kam eine alte Frau aus dem Busch, die hatte eine lange Nase, und fragte: „Was fehlt dir?" Das Mädchen klagte seine Not, und die alte Frau holte eine kleine Mühle aus dem Busch hervor und sagte:  „Drehst du die Mühle links herum, so mahlt sie schönes Weißes Mehl, drehst du rechts herum, so mahlt sie feine Graupen; legst du den kleinen Finger oben auf den blanken Knopf, so hört sie auf; und sagst du dies jemandem, so mahlt sie gar nicht mehr." Damit war die alte Frau weg. Das Mädchen aber lief mit der Mühle nach Haus, und nun hatten sie zu essen, soviel sie wollten. Einige Jahre nachher wurde das Mädchen krank, und die Mutter mochte beten, soviel sie wollte, es starb und ging zum lieben Gott. Nun zog ihm die Mutter das beste Kleidchen an, legte es in ein Grab und weinte und weinte. Nachher, als sie wieder hungrig wurde, drehte sie die Mühle rechts herum und sie mahlte lauter feine Graupen. Als es genug waren, sollte die Mühle wieder aufhören. Die mahlte aber immerzu. Die Mutter hielt einen Stock zwischen die Flügel; der Stock zerbrach, und die Mühle mahlte immerzu und mahlte die ganze Hütte und den ganzen Berg voll. Da lief die Mutter fort, und keiner weiß, wo sie geblieben ist. Die Mühle aber mahlt noch immerzu, und wenn sie einen großen Haufen gemahlen hat, so kommt der Wind und weht es über die Erde, und dann sagen die Leute: „Es graupelt."

Die Teufelsmühle

Versteckt im Tal stand früher am Hauensteiner Mühlebach unterhalb vom Brückli die Teufelsmühle. In einem heissen und trockenen Sommer» in den Ähren waren nur wenige kümmerliche Getreidekörner, kam eines Sonntagmorgens ein Fremder in die Mühle. Der Müller wollte gerade in die Hochsaler Pfarrkirche zum Gottesdienst. «He, Müller», redete ihn der Fremde an, «gibst du mir, was du nicht sehen und spüren kannst, wenn ich dir den letzten Sack Roggen zu Goldkörnern mahle?» Der Müller dachte, was ich nicht sehen und spüren kann, tut mir auch nicht weh, überlegte nicht lange und setzte das Mahlwerk in Gang. Der Fremde schüttete den Roggen in den Mahlgang, und wie versprochen kamen unten lauter feine Goldkörner heraus. Da sah der Müller mit einem Mal, dass der Fremde anstelle der Hände behaarte Pfoten mit Krallen hatte. Das musste der leibhaftige Teufel sein, und nichts anderes als seine Seele würde er als Lohn fordern. In seiner Angst überlegte der Müller, wie er den Teufel überlisten könnte, und fragte ihn dann hinterhältig: «Wenn du die Macht hast, aus Roggen Goldkörner zu mahlen, hast du dann auch Platz in diesem Sack?» -«Es gibt nichts, was ich nicht kann», meinte dieser, und schon war er im Sack drin. Darauf hatte der Müller gewartet und band den Sack nun schnell zu. Da merkte der Teufel, dass er dem Müller auf den Leim gekrochen war, und drohte ihm, ihn entzweizureissen, wenn er wieder aus dem Sack draussen wäre. Der Müller lachte hämisch und sagte: «Bei meiner Seel, du kommst nie mehr heraus!», und warf den Sack mitsamt dem Teufel zwischen die laufenden Mühlsteine. Da gab es einen fürchterlichen Krach - und nichts mehr war zu sehen, keine Mühle, kein Müller, kein Teufel. Weil aber der Müller mit seiner Seele so leichtfertig umgegangen war, findet er keine Ruhe, bis der Mühlebach auch das letzte Goldkörnchen in den Rhein geschwemmt und es der Strom bis ins weite Meer getragen hat.

Veröffentlicht in "Vom Jura zum Schwarzwald : Blätter für Heimatkunde und Heimatschutz" Band (Jahr): 82 (2008)
 
 
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