Büren SO Mühle und Beimühle - Mühlenkalender

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Büren SO Mühle und Beimühle

Mühlen-Inventar Schweiz > Kanton Solothurn > Büren SO
Büren SO Mühle und Beimühle
Lage:
Mühle Büren SO
Mühle 4, 4413 Büren SO
 
CH1903+ / LV95 2'617'099, 1'255'373
WGS 84 (lat/lon) 47.44892, 7.66535
Höhe 463 m

Beimühle Büren SO
Mühlegässli, 4413 Büren SO
 
CH1903+ / LV95 2'617'153, 1'255'379
WGS 84 (lat/lon) 47.44898, 7.66606
Höhe 457 m
Hinweise:

Literatur:
In "Jurablatter: Monatsschrift für Heimat- und Volkskunde" Band (Jahr): 52 (1990) Heft 5
„Mühle Büren SO : Beiträge zur Geschichte und Restaurierung“
Inhaltsverzeichnis:
Beiträge zur Geschichte und Restaurierung
Vorwort
Geschichtliche Notizen nach schriftlichen Quellen
Einleitung
Ursprünge der Mühle Büren
Streit zwischen dem Orismüller und dem Müller zu Büren
Das Kloster wird Eigentümer
Privatbesitz
Quellen:
Die Mahlkunst einst und jetzt
Rückblick in die Mühlengeschichte
Die Mühle Büren
Beschreibung des Mühlevorganges in der unteren Mühle
1. Das Wasserrad
2. Der Antrieb
3. Die Mahlsteine
4. Der Mahlprozess
«Industrialisierung»
Einige Bemerkungen zur Baugeschichte und Restaurierung
Baugeschichte
Die untere Mühle (Beinmühle)
Restaurierung
Bauliche Massnahmen
Beteiligte
Mühle und Beimühle Büren SO
Beiträge zur Geschichte und Restaurierung
 
Vorwort
 
Unser Dorf hat sich in den letzten fünfzig Jahren stark verändert, mehr als in den Jahrhunderten zuvor. Aus dem ehemaligen Bauerndorf ist ein Wohndorf geworden, in dem die Landwirtschaft nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.
 
Auch die mit der Landwirtschaft verbundenen Mühlen, früher Bauten von regionaler Bedeutung, haben ihre Stellung eingebüsst. Ein altes, bedeutendes Handwerk — seit der Frühzeit der Menschheit wurde zur Herstellung von Brot Korn gemahlen — verschwand. In der Mühle Büren ist bis um 1960 gemahlen worden. Der Betrieb in der «unteren Mühle», wohl dem ältesten Teil des Mühlekomplexes, war schon früher eingestellt worden.
 
Umso erfreulicher ist es, dass dieser seltene Zeuge der Vergangenheit nun mit Hilfe von Privaten, dem Heimatschutz sowie Gemeinden, Kanton und Bund wieder funktionstüchtig hergestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte. Es ist faszinierend zu beobachten, wie die Wasserkraft diese alte Mechanik antreibt.
 
Die alte Mechanik bildet einen Kontrast zur heutigen computerisierten Welt.
 
Meinen persönlichen Dank möchte ich der Besitzerin und künftigen «Betreiberin», der Familie Willy Hersperger-Meier aussprechen, die mit ihrer Bereitschaft, die «untere Mühle» öffentlich zugänglich zu machen, die Restaurierung erst ermöglicht hat. Herzlichen Dank auch all jenen, die mitgeholfen oder dazu beigetragen haben, dieses alte Handwerk zu neuem Leben zu erwecken.
 
Die vorliegende Broschüre soll den Besuchern der «unteren Mühle» die Geschichte und Funktion näherbringen und Verständnis für das Dorfleben in früherer Zeit wecken.
 
Büren, im März 1990
 
Roland Aerni-Stilli
Ammann der Gemeinde Büren
 
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Geschichtliche Notizen nach schriftlichen Quellen
Von Kurt Stürchler
 
Einleitung
 
Die Wassermühle wurde wohl im 6. Jahrhundert v. Chr. in China erfunden. Über die Griechen und Römer fand sie im frühen Mittelalter Verbreitung in Europa. In der Schweiz gibt es seit etwa 1000 Jahren nachweislich Wasserräder.
 
Innerhalb des dörflichen Wirtschaftslebens spielten die Mühlen vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle. Mit der Kirche, dem Pfarrhaus und dem Gasthof gehörte die Mühle zu den herausragenden Gebäuden im Dorf. Wie die anderen vorindustriellen Gewerbebetriebe — Sägen, Ölen, Stampfen, Gerbereien und Schmitten — waren die Mühlen eng mit der Landwirtschaft verwachsen und in fast jedem grösseren Dorf vertreten.
 
Bevor im 18. Jahrhundert in Europa die Kartoffel Verbreitung fand und die verbesserten Transportmöglichkeiten die Kultivierung von Korn in klimatisch weniger geeigneten Gebieten erübrigte, waren auch im Schwarzbubenland Kornfelder keine Seltenkeit.
 
Anhand der schriftlichen Quellen, vorab aus dem Schriftverkehr mit der Obrigkeit oder Beschlüssen des Rates zu Solothurn, soll in diesem Beitrag die Geschichte der Mühle in Büren nachgezeichnet werden.
 
Ursprünge der Mühle Büren
 
Das ehemals getreidereiche Büren besass recht früh eine von Wasser angetriebene Mühle. Erste Erwähnungen gehen ins 15. Jahrhundert zurück.
 
1460 hat der Müller zu Büren, Peter Kuontz, zur Neugründung der Pfarrei St. Martin in Büren dem Gotteshaus heimlich oder offensichtlich Gutes getan und ihm einen Viertel «Haber» und 5% Pfund Basler Währung gestiftet.
 
Die Mühle selbst wird 1505 erstmals erwähnt, als die Regierung dem Müller 5 Pfund an den Bau der Mühle schenkte’. Es könnte sich dabei auch um die Restaurierung einer bereits bestehenden Mühle gehandelt haben.
 
1507 wollte Claus Nebel die Mühle /leychen (lehnen), verlor jedoch angeblich die Bestätigung der Bürgen von Hochwald. Uff Frytag, nach Agatha erschien er vor dem Kleingericht. Noch im selben Jahr wird ein Adam Nebel als Lehenmüller angegeben.
 
1522 stirbt der bisherige Altmüller, Heinrich Zunzger, und das Erbe geht auf Adam Zunzger, seinen Sohn über’. 1536 wird diesem die Erlaubnis erteilt, vor dem Hause eine neue Mühle zu bauen3. Ob es sich dabei um die untere Mühle handelte, muss leider offen bleiben.
 
In der Folge führten verschiedene Streitigkeiten zwischen benachbarten Müllern um ihr Einzugsgebiet zu Beschwerden beim Vogt zu Dorneck und sind daher schriftlich überliefert.
 
So schreibt 1589 die Cantzley Sollothurn dem Vogt zu Dorneck, dass den Müllern im Seeloch (Seewen) fründlich zu ermahnen sig, dass si nit ins Gebiet von Büren fahrend selle, um z’mahle abhole. Dies im Ansehen darum, dass jede Mühlin recht ziemlich Bodenzins geben müestend’.
 
Im Jahre 1600 verlangt der Müller, gleichzeitig Meyer in Büren beim Vogt Hans Jacob Stockeren, dass in Büren kein anderer Müller Ware abholen dürfe, so wie es die Missiven des früheren Vogtes Hans Gibelin von 1595 vorschreiben‘.
 
1622 teilt Vogt Urs Digier von Dorneck seinen zuständigen Herren mit, der Müller zu Büren sei in Schuldenlast und die Mühle müsse verkauft werden. Daraus wurde jedoch nichts, denn nachdem der Müller, Urs
 
(78)
Mühle und Beimühle Büren SO Situationsplan
Kuontz, von der Gemeinde zur Vollendung seines Hauses bereits 1620 Holz erhalten hatte, wird 1631 demselben Müller, jetzt Altmüller genannt, Holz für einen Scheunenanbau bewilligt7.
 
Obschon zwischen Hans Aerzer, dem Müller zu Seewen, und Urs Kuontz von Büren 1629 eine Abmachung zustande kam, wonach keine frömden Müller in ihre Weid fahren söllet, scheint es dem Bürenmüller nicht sonderlich gut gegangen zu sein. Petermann Schwaller bittet die gnädigen Herren, dass sie die Gnad haben möget, ihm zu bewilligen, die Mühli zu kaufen.
 
Streit zwischen dem Orismüller und dem Müller zu Büren
 
Zwischen 1638 und 1640 stritten sich der Lehensmüller des Klosters Beinwil im Oris, Jakob Ritter, und der Müller von Büren, Petermann Schwaller um das Recht, in Büren und anderen Gemeinden Korn zum Mahlen abzuholen.
 
Die Orismühle liegt weiter unten im Oristal, bei der Abzweigung nach Seltisberg, knapp ennet der Kantonsgrenze.
 
— Im März 1638 bittet Abt Fintan den Rat zu Solothurn um Schutz der Rechte ihres Müllers Jakob Ritter, bei den Bürgern von Büren Frucht zum Mahlen abzuholen und in die Orısmühle zu führen. Wie bei einem gleichen Streit vor einigen Jahren, der zugunsten des Orismüllers entschieden worden sei, möge der Rat auch jetzt das arme Gotteshaus schützen und schirmen und den Müller von Büren von Attentaten gegen Jakob Ritter abhalten8.
 
— Nachdem sich nichts gebessert hat, setzen sich im Dezember 1639 Schultheiss und Rat von Liestal bei Abt Fintan für ihren Amtsangehörigen, den Orismüller ein, der klagend vorgebracht habe, dass ihm die benachbarten Müller aus dem solothurnischen Gebiet verwehren wollen, Frucht abzuholen, wie er das bisher getan habe. Weil das unnachbarlich und alter Gewohnheit zuwider sei und der Müller in diesem Falle die Abgaben an das Kloster nicht mehr leisten
 
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könne (6 Säcke Kernen oder 7 Viertel Korn, 1 Mühlischwein oder dafür 15 Schilling, dazu den Ehrschatz und Leibfall), ersucht Liestal den Abt, zu erwirken, dass der Orismüller weiterhin in die besagten Dörfer fahren dürfe9.
 
— Im Februar 1640 sind der Schultheiss von Liestal, der Müller im Oris und der Meyer von Büren wegen der Angelegenheit im Kloster Abt Fintau schreibt an den Rat in Solothurn, Hans Jakob Ritter habe sich bei Bürgermeister und Rat in Basel beschwert und ersuche den Rat von Basel um Fürbitt an Solothurn10.
 
— Im April 1640 berichtet Urs Glutz über die Einvernahme verschiedener Zeugen in dieser Angelegenheit: Beat Nebel, Meyer zu Hochwald, gibt zu Protokoll, dass der Orismüller schon vor 40 Jahren Korn zum Mahlen abgeholt habe. Hans Burtschi, Meyer zu Nuglar, bestätigt dasselbe für Nuglar. Georg Sölliger von Hochwald berichtet, der Orismüller habe etwa 2 Mal pro Woche in Hochwald Korn abgeholt. Hans Hartmann von Nuglar, der vor 53 Jahren beim Grossvater des Müllers im Oris gedient hat, sagt aus, er habe allzeit in Nuglar, Büren, Hochwald und Seewen zu Mahlen abgeholt. Jakob Kuentz von St. Pantaleon berichtet dasselbe, er habe vor 25 Jahren beim Vater des Müllers im Oris gedient11.
 
— Auf Befehl des Obervogts aus Dorneck findet ein Gerichtsverhör statt. Weitere Zeugen sagen aus: Klein Vögtlein von Seewen habe vor etwa 37 Jahren in der Mühle zu Büren gedient und erlebt, dass der damalige Müller, Fridlin Cuonz Pferde des Orismüllers in Arrest nahm, als dieser nach Büren fuhr. Der Meyer von Seewen, Urs Eızer, berichtet, der alte Orismüller sei vor ca. 50 Jahren mit dem Wagen nach Seewen gefahren, worauf ihn der Müller von Seewen einen Bettler gescholten habe. Darnach sei er eine zeitlang nicht mehr gekommen. Auch dem Vater des jetzigen Orismüllers sei verboten worden, nach Seewen zu fahren12.
 
— Vogt Hieronymus Wallier berichtet an den Rat in Solothurn, die ganze Gemeinde Büren suche inständig an, beim Orismüller mahlen zu lassen, weil sie höchstens beschwerdt seien, da in Zeiten der Dürre die Mühle in Büren nicht in Betrieb sei, und übrigens die im Oris weisser und mehr und schöneres Mehl liefere13.
 
— Endlich wird im Mai 1640 wegen der spänigen Mühli- oder Weidtfahrt folgendes beschlossen:
Nach abgehörten schriftlichen Dokumenten, Messiven und Berichten ist erkannt, dass der Müller in Oris, ungehindert, wie von altem har, namblich in die Dörfer gehen Hochwald, Seewen, Nuglar, Gempen und St. Pantaleon fahren möge, allein das Dorf Büren, so vor vielen Jahren befreit, ausgenommen. Es bleibt jedoch den Untertanen freigestellt, mit ihrem Gut und Korn in die Mühle zu
Oris zu fahren, sollen jedoch das Mehl wieder selber abholen14.
 
Das Kloster wird Eigentümer
 
Dennoch scheint die wirtschaftliche Basis der Mühle Büren nicht rosig gewesen zu sein.
 
1660 gibt Solothurn bekannt, dass Altrat Johann Zurmatten, bisheriger Besitzer der Mühle, mit dem Praelaten des Klosters im Stein (Mariastein) in Verhandlung stehe, die Mühle dem Kloster zu verkaufen. Es sei eine Uskündigung zu tun, um zu erfahren, ob jemand Lust oder mehr anzubieten hätte, die Mühle zu kaufen15.
 
Die Mühle zu Büren ist daraufhin samt allem Zubehör und Gerechtigkeit zum Wasser und Brunnen, samt Scheuren, Weiherlein und ein halb Matten, so wie es mit Lochen gmarchet isch, dem Kloster Beinwil (Mariastein) zuerkannt worden. Der Verkaufspreis waren in Basler Währung 2439 Pfund, 7
 
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Mühle und Beimühle Büren SO Mühlebezirk 1948
Schilling und 6 Denar, in Solothurner Währung gerechnet 1300 Kronen16.
 
Der neue Besitzer musste vorerst überall Schulden tilgen, so unter anderem dem Meyer zu Büren und dem Vogt zu Dorneck17.
 
1661 wurde als Lehenmüller Hans Suter von Büren bestimmt mit der Auflage, einen Wochenzins von 3 Sester und 2 Küpf Kernen (Korn) zu leisten. So betrug der Lehenszins vom 29. März bis 10. Mai 1663 21 Sester Korn, vom 19. Juli bis 13. September 1663 28 Sester (= 8 Säcke)18.
 
1697 wollten die Bauern von Büren dem Klostermüller zu Büren kein Holz für die Mühliräder geben mit der Begründung, er sei nicht Bürger. Der Landvogt zu Dorneck befahl hernach der Gemeinde, die Holzlieferung zu leisten19.
 
Im Jahre 1700 ist das obere und grössere Mühlerad neu verschalt worden, wofür 2 Bäume benötigt wurden20.
 
Privatbesitz
 
Bis anhin war die Mühle jeweils im Lehen an die Müller vergeben worden.
 
Da der Betrieb der Bürenmühle jedoch offenbar auch unter der Führung des Klosters nicht zu befriedigen vermochte, veräusserte das Kloster 1727 das Gut mit folgendem Verkaufsvertrag21:
 
Hochwürden Herr Augustin Coadiutore, Priore und Convent des löbl. Gotteshauses Beinwil
und
Ehrengeachteter Herr Sebastian Weiss, Meyer zu Büren
Kauf der Mühle mitsamt allen Rechten und Zugehörung, Häusern, Scheuren, Garten, Matte und
Weyer.
Kaufpreis: 3500 Pfund, "2 Duplonen Trinkgeld.
 
1748 übernahm der Sohn von Sebastian
Wyss, Franz Wyss, die Mühle zu Büren.
 
1751 beschliesst der Rat zu Solothurn, Franz Wyss für Scheune, Stallung und Mahl-
 
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mühlı Bauholz, auch eichenes, zur Verfügung zu stellen. Der Werkmeister solle einen Augenschein machen und ihm das unumgüänglich Erforderliche anweisen22.
 
1771 geht das Gut der Mühle zum Preise von 4200 Pfund durch Teilung an seinen Sohn Franz Joseph Wyss über.
 
Im Zusammenhang mit heimlichen Getreidefahrten des Müllers von Rodersdorf liess der Vogt 1786 im Auftrag der Solothurnischen Fruchtdirektion die solothurnischen und bischöflichen Müller zu sich kommen. Es waren dies:
 
Urs Möschli, Witterswil, Müller zu Therwil
Joseph Grolimund, Müller zu Bättwil
Hans Jakob Gschwind, Müller zu Flüh
Hans Kübler, Müller auf der Pelzmühle
Franz Wyss, Müller zu Seewen
Franz Joseph Wyss, Müller zu Büren
Urs Brunner, Badwirt und Müller zu Burg
Hans Georg Hermann, Müller zu Rodersdorf
 
Aus dieser Liste geht hervor, wo es vor 200 Jahren im Dorneck überall Mühlen gab.
 
Laut Missiv der Gnädigen Herren und Oberen ist am 24. Hornung 1795 eine Schatzung der Güetteren des Franz Josef Wyss, Müller zu Büren gehalten worden. Diese erfolgte im Beyseyn von Joseph Wys, Meyer von Büren und den verordneten Schazmänneren Urs Gaugler des Grichts und Rudolf Stampfli des Grichts, beide von Büren:
 
(Erst)lich die Mühli zu Büren                                                     Pfund 4400. —
sambt zugehörigen Güetteren
 
Während der Ehe erkaufften Güetteren:
(Erst)lich
 
Die Ansprach Räben im Langen Strich                                                   225.—
Item die Ansprach auf der Leimmen                                                       460. —
Item die Ansprach hinder den Räben                                                       20.—
Item die Ansprach am Langen Haag.                                                      .30.—
Item die Ansprach im Mühliaker                                                              .25.—
Item ein Stük Matten in der Mühlimath_                                              260.—
beiderseits seinem Gueth
Item ein Stükli Garthen bey der                                                                   50.—
kleinen Mühli
 
Fahrnus:
Erstlichen 2 c. v. Zugpferd                                                                          200.—
Item 2 Fühlin                                                                                                   100. —
Item ein Esel                                                                                                     .80. —
Item ein Khue                                                                                                  110.—
ein Saugkalb                                                                                                    .10.—
Item zwey Schaff                                                                                           .80. —
Item ein Wagen sambt Zugehörigen                                                       .40.—
 
Habschaft:
Erstlich drey Kümmert sambt den                                                          .25.—
Striken, Kettenen und Mühli Gürth,
 
Gespänn
Item zwey aufgerüstete Better sambt                                                    .65. —
zweyen Anzügen
Item zwey Kästen und ein Buffert                                                         .45.—
Item drey Mühlisäk                                                                                   …5.—
Item drey Saum Wein                                                                                 80. —
Item 4 Seithen Speck                                                                                  . 55.—
 
Gülten:
Mühligülten laut Hausbuch                                                                   .60.—
Die Gemein Büren ist schuldig                                                             300. —
Jacob Henggi, Müller zu Meldingen                                                   200. —
ist schuldig
Maria Vögtli hat in die Ehe gebracht                                                9955. —
Von einem Vetter von Belligen ererbt                                                 180. —
dem Herr Landvogt zwen Wasserfähl                                                .85.—
mehr für Kernnen
Laut der Theillung hat er Schulden                                                 1849. —
anererbt
 
Das beschein ich:
Joseph Wys, Meyer in Büren
 
1832 wurden Wohnhaus und Mühli ausgebessert und 1835 neu eingeschätzt:
 
Nebetmühle                                                                                                   Fr. 300. —
Keller und Speicher                                                                                      Fr. 400.—
Wohnhaus und Mühle                                                                             Fr. 6000. —
Scheune und Stall                                                                                         Fr. 900. —
 
Schatzung vom 13. Dezember 1848:
Beinmühle                                                                                                       Fr. 150.—
1 Mahlhaufen                                                                                                Fr. 250.—
Wohnhaus, Mühle samt Werk                                                               Fr. 4500. —
2 Mahlhaufen, 1 Rönle                                                                             Fr. 2400. —
Behausung und Schopf                                                                               Fr. 550.—
Scheune und 2 Ställe                                                                                 Fr. 9000. —
 
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Mühle und Beimühle Büren SO Ansicht Beimühle 1947
Diese beiden Schatzungen zeigen, dass die untere Mühle bereits im letzten Jahrhundert von untergeordneter Bedeutung war und nur mehr zum Brechen benützt wurde. Gemahlen wurde in der oberen Mühle.
 
Die untere Mühle wurde um die Jahrhundertwende modernisiert und mit gusseisernen Teilen ausgebaut.
 
Trotz technischen Anpassungen konnte der Kleinbetrieb gegen die Grossmühlen auf die Dauer nicht bestehen. Seit der Erstellung der Wasserversorgung Büren und Hochwald zu Beginn der 30er-Jahre reduzierte sich die Wassermenge im Bach erheblich. 1973 wurde der Müllereibetrieb eingestellt23.
 
(83)
Mühle und Beimühle Büren SO Briefkopf
Die Eigentümer der Mühle waren in den letzten 300 Jahren:

15. August 1660 Kloster Beinwil (Mariastein)
11. Januar 1727 Sebastian Wyss
6. Februar 1748 Franz Wyss
17. März 1771 Franz Joseph Wyss
2. Dezember 1818 Peter Wyss
1. Mai 1846 Karl Johann Baptist und Rosa Wyss
11. Mai 1846 Karl Johann Baptist Wyss
22. Oktober 1879 Vincenz Nachbur
24. Januar 1881 Joseph Hersperger
17. Juli 1896 Emil Hersperger
26. November 1926 Otto Hersperger
10. Dezember 1941 Edith + Wilhelm Hersperger
29. Februar 1956 Wilhelm Hersperger

Während 150 Jahren, von 1727 bis 1879, war die Mühle über 5 Generationen im Eigentum der Familie Wyss. Von 1881 an, seit über 100 Jahren ist die Mühle nun, ebenfalls bereits in der 5. Generation, im Besitz der Familie Hersperger

Quellen:
1 Jahrzeitenbuch der Kirche St. Martin von Büren.
2 Rechng. Do. 1505 (89) 39.
3 Urbar Dorneck 1522.
4 RM 26/393.
5 23. Oktober 1589,
6 13. März 1600/Missiv vom 23. November 1595.
7 12. Dezember 1631.
8 Vogtschreiben Dorneck, 7. Bd., S. 210f., 10. März 1638.
9 Beinwil-Mariastein-Archiv, Bd. 703 (Staatsarchiv Solothurn); 9. Dezember 1639.
10 Vogtschreiben Dorneck, Bd. 8, S. 143f.; 4. Februar 1640.
11 ebenda, S. 153£.; 12. April 1640
12 ebenda, S. 161; 24. April 1640.
13 ebenda, S. 155; 28. April 1640.
14 ebenda, S. 162; 2. Mai 1640, zwischen Petermann Schwaller, Bürger von Solothurn und Mühleinhaber zu Büren, Georg Salati, Müller zu Seewen und Werlin Kuentz, am Rein zu Dornach in dem Dorf, einesteils, und Jakob Ritter, Orismüller, anderteils.
15 30. Juli 1640.
16 15. August 1660.
17 Dem Meyer zu Büren, Hans Melchior Marbath 21 Kronen, 10 Batzen und 1 Kreuzer, dem Martin Kübler zu Büren 2 Kronen und 12 Batzen und dem Vogt zu Dorneck, Johann Ludwig Grimm 23 Pfund, 8 Schilling, 5 Kronen und 2 Kreuzer.
18 11. November 1661.
19 vgl. «Schwarzbueb» 1990 und Jahrzeitenbuchuch St. Pantaleon.
20 ebenda.
21 11. Januar 1727.
22 RM 254/37, 13. Januar 1751
23 6. März 1973.
— Ratsmanuale (Staatsarchiv Solothurn).
— Hypothekenbücher (Staatsarchiv Solothurn).
— Antiquarische Korrespondenz-Denkmalpflege (aufgenommen von Frau Beatrice Heller-Wessa, Rüti ZH).
— Geschichte der Mühle zu Rodersdorf (von ErnstBaumann).
— Archiv des Klosters Beinwil-Mariastein: mit bestem Dank für die Mitarbeit an Abt Mauritius Fürst, Mariastein.
— Herzlichen Dank an Kurt Laube, Staatsarchiv Solothurn, für die vielen Übersetzungen der Ratsmanuale.

(84)

Die Mahlkunst einst und jetzt
Von Willy Meier

Bevor wir unsere altehrwürdige Dorfmühle näher vorstellen, wollen wir einen Blick auf die Anfänge der Mehlgewinnung für unser tägliches Brot werfen.

Rückblick in die Mühlengeschichte

Mit der Entwicklung des Menschen vom Jäger und Sammler zum Ackerbauern wurden vor 7000-8000 Jahren auf den fruchtbaren Böden von Mesopotamien und Ägypten erstmals Wildgräser zu geniessbaren Getreidesorten wie Weizen, Gerste, Hirse, Roggen und Hafer veredelt.

Das herkömmliche «Mahlwerk», das menschliche Gebiss, reichte nicht aus, um die nahrhaften Teile der Körner zu erschliessen. Die Körner wurden daher vorerst in der Vertiefung eines Steins mit einem keulenartigen Stein zerschlagen.

Bald einmal fand man heraus, dass durch Zerreiben der Körner zwischen zwei Steinen ein feinerer Schrot erreicht werden kann. Die Körner wurden auf einer in der Mitte leicht ausgemuldeten Bodenplatte mit einem rundlichen Reibstein von Hand zerrieben. Das Reiben galt als ausgesprochene Frauenarbeit und wurde in der Antike von Sklavinnen verrichtet.

Im griechischen Kulturraum, zwischen 2000-1000 v. Chr., wurde das von der Töpferscheibe her längst bekannte Prinzip der sich drehenden runden Scheibe auf die Getreidemühle übertragen. Dabei kommen zwei runde, aufeinanderliegende Mahlsteine zum Einsatz, wobei sich der obere, bewegliche Läuferstein auf dem festen Bodenstein dreht. In die Mitte des Läufersteins ist ein grösseres Loch gehauen, durch das das Mahlgut zwischen die beiden Mahlsteine kommt. Um einen möglichst guten Mahleffekt zu erreichen, sind beide Reibflächen durch Kanten und Rillen geschärft.

Den Antrieb des Läufersteins besorgten vorerst Sklaven oder Tiere, auch Göppelmühlen genannt. Solche Göppel für Pferde gab es auch in unserer Region noch bis vor einigen Jahrzehnten an Orten, wo nur wenig Wasser vorhanden war. So sind im Bucheggberg (Gossliwil und Schnottwil) noch zwei solcher Göppel teilweise erhalten.

Erst 200 v. Chr. tauchte in Griechenland das Wasserrad als Antrieb auf, vorerst die waagrechte Wasserturbine, wie wir sie von Stockmühlen im Wallis her kennen. Erst die Erfindung des Stockgetriebes ermöglichte die Umlenkung der Antriebskraft vom vertikalen Wasserrad auf den horizontal drehenden Läufermahlstein. Um 25 v. Chr. beschrieb Vitruv — Architekt und Baumeister des Kaisers Augustus — eine solche durch ein Wasserrad angetriebene Getreidemühle.

Die Mühle Büren

Wenn sich auch nicht auf das Jahr genau festlegen lässt, wann das erste Mühlerad am rauschenden Duftbach oberhalb des Dorfes klapperte, so dürfen wir doch stolz sein, dass dank der Familie Hersperger die Mühle Büren bis in unsere Tage erhalten geblieben ıst.

In einer idyllischen Mulde oberhalb des Dorfes, an der Stelle, wo das Duftbächlein seinen letzten Anlauf holt, um in den damaligen Weiher des Wasserschlosses zu gelangen, wurde vor über 500 Jahren die erste Mühle erbaut. Das Bächlein, von der Büntenquelle und der Duftquelle gespiesen, bestimmte so den Standort der Dorfmühle.

Das Wasser wurde vom Bach in den Mühleweiher oberhalb der Strasse geleitet. Von dort floss das Wasser zuerst auf das obere, dann auf das untere Wasserrad und betrieb so in 2 Stufen die Mahlgänge.

Nicht unerwähnt soll sein, dass die Mühle Büren die Geburtsstätte unseres unvergessenen Mitbürgers und Vaters der AHV, Bundesrat Dr. Walter Stampfli, war.

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Beschreibung des Mühlevorganges in der unteren Mühle

In der 1989/90 restaurierten unteren Mühle wollen wir etwas verweilen, um uns ein Bild über den Ablauf des Mahlens zu machen.

1. Das Wasserrad

Im mächtigen und von aussen in dieser Grösse kaum erkennbaren Ketthaus (Wasserradraum) ist ein oberschlächtiges Wasserrad eingebaut. Dieses ist mit Wangen aus Eiche und eisernen Schaufeln gefertigt. Durch eine teilweise offen in einem Holzkännel geführte Wasserleitung wird das Wasser auf das Rad geführt. Der Kännel wird von schönen Zwetschgenbäumen gefasst.

Die Wasserführung des Dorfbachs ist relativ klein. Oberschlächtige Wasserräder sind für solche geringen Wassermengen besonders geeignet, da die Schwerkraft des Wassers ausgenützt werden kann. Je kleiner die Wassermenge, desto grösser muss das Rad sein, um dieselbe Kraft zu erzeugen. Nicht umsonst finden wir in der oberen Mühle von Büren eines der mit 9,7m Durchmesser wohl grössten Wasserräder der Nordwestschweiz, und auch das Wasserrad in der unteren Mühle weist mit 6,7 m Durchmesser eine beachtliche Grösse auf. Im Gegensatz dazu werden unterschlächtige Wasserräder direkt vom Flusslauf angetrieben und sind auf grössere Wassermengen angewiesen.

Wegen der unregelmässigen Wasserführung des Duftbaches wurde bereits früh der Mühleweiher als Ausgleichsbecken erstellt, um einen einigermassen gleichmässigen Wasserfluss zu gewährleisten. Besonders in trockenen Sommermonaten und kalten Wintern konnte es jedoch trotzdem geschehen, dass zu wenig Wasser zum Mahlen vorhanden war.

Die Drehung des Wasserrades und dadurch die Mahlgeschwindigkeit wird mit der Wassermenge gesteuert, die auf das Wasserrad fliesst. Kurz vor dem Mühlegebäude ist im Holzkännel eine Klappe montiert, die mittels eines Seilzuges direkt vom Mühleraum aus bedient werden kann. Mit einer Art «Lochkartensystem», einem am Seil befestigten Brett mit mehreren Löchern, kann die Stellung des Schiebers und damit die auf das Wasserrad fliessende Wassermenge fein reguliert werden. Das überflüssige Wasser fliesst zurück in den Bach.

2. Der Antrieb

Die Wasserradwelle bringt die Kraft in den Mahlraum. Das auf der Welle montierte Kammrad mit seinen 136 Zähnen ist vollständig aus Holz erstellt. Die konstruktiven Teile bestehen aus Eiche, während die Zähne aus langfasrigem Weissbuchenholz gearbeitet sind. Das mit dem Wasserrad gleichlaufende Kammrad lenkt die horizontale Antriebskraft über ein Winkelgetriebe aus Gusseisen auf die vertikale Welle um, die den Mahlgang antreibt.
An der vertikalen Antriebswelle (auch Mühleisen genannt) ist ein Quereisen befestigt, auf dem der Läuferstein «aufgehängt» ist. Dieser lässt sich mit einem Gewindespindel in der Höhe verstellen, wodurch der Abstand zwischen Läufer- und Bodenstein variiert und dadurch gröbere oder feinere Mahlungen erreicht werden können.

3. Die Mahlsteine

Im fast quadratischen Werkraum steht an der Wand zum Wasserradraum der sogenannte Mahlstuhl, ein auf Steinpfosten aufgelagertes Podest etwa 1,5 m über dem Boden. Darauf ruht der Mahlgang mit dem Bodenstein und dem Läufer.

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Mühle und Beimühle Büren SO Wasserrad und Mahlgang
Die Mahlsteine sind aus Granitstein, einem sehr harten Material zugehauen. Der Bodenstein hat einen Durchmesser von 1,3 m, ist 50 cm hoch und wiegt allein gegen 1800 kg. Dazu kommt das Gewicht des Läufersteines von nochmals etwa 1000 kg.
In der Mitte des Läufersteins befindet sich eine grössere runde Öffnung. Darüber ist ein hölzerner Trichter montiert, in den die Säcke mit Korn geschüttet wurden. Durch eine an der Welle befestigten Mechanik rinnt das Mahlgut gleichmässig zwischen die Mahlsteine nach. Eine Glocke zeigt an, dass der Trichter leer ist.
Um einen guten Mahleffekt und ein Ausarbeiten des Mehles oder Schrotes nach aussen zu erreichen, müssen Läufer- und Bodenstein an der Reibfläche geschärft sein. Mit einem Meissel sind feine Strukturrillen und Kanten in den Stein geschlagen, wodurch eine griffige Reibfläche entsteht. Die Steine müssen regelmässig nachgeschliffen werden.
 
4. Mahlgang (vor der Restaurierung)
 
Der Läuferstein hat einen etwas geringeren Durchmesser als der Bodenstein. Das nach aussen gearbeitete gemahlene Korn wird durch einen Holzreifen auf dem Bodenstein aufgefangen. Durch eine Öffnung kann das Mehl in einen Sack abgefüllt werden.
Die untere Mühle wurde seit dem letzten Jahrhundert nicht mehr als eigentliche Mehlmühle, sondern als Schrotmühle zum Brechen des Kornes verwendet. Sie ist nun auch in dieser Art restauriert worden.
 
Der alte Bodenstein war noch erhalten. Anstelle des vor einigen Jahren als Zierstein verschenkten Läufersteins konnte ein Läuferstein aus der oberen Mühle eingebaut werden.
 
5. Der Mahlprozess
 
Die Kunst des Müllers besteht nun darin, durch die Distanz der Mahlsteine und die Mahlgeschwindigkeit die richtige Feinheit des Mehles oder Schrotes zu erreichen. Das
 
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Mühle und Beimühle Büren SO Rückseite Beimühle
vorher von Spreu und Unkräutern gesäuberte Korn wird in der Schrotmühle in 2-3 Mahlgängen zu feinem Vollkorngriess gebrochen. Das Aussieben, d.h. das Separieren des feinen Mehles vom Schrot und von der Kleie fällt weg, da Vollkorngries alle Bestandteile enthält.
 
«Industrialisierung»
 
Die zu Beginn des 19. Jahrhunderts einsetzende Industrialisierung machte auch vor dem Müllereigewerbe nicht halt. Besonders die Entwicklung der Walzenstuhl-Mühlen brachte den alten Mühlen Konkurrenz. Die meisten Kundenmüller mussten sich den Umständen anpassen, ihren Mahlbetrieb modernisieren und auf mehrere Mahlgänge aufstocken.
 
Die untere Mühle verlor ihre Bedeutung als Brotgetreidemühle, durfte sich jedoch als Futtermühle bis vor einigen Jahrzehnten weiterdrehen.
 
1831 wurde die obere Mühle praktisch vollständig erneuert. Das riesige Wasserrad wurde installiert, um über Transmissionsriemen 3 Mahlgänge gleichzeitig anzutreiben. Besonders in den Kriegsjahren 1914/18 und 1939/45 war die obere Mühle als leistungsfähige Kundenmühle sehr gefragt.
 
Bis ins Jahr 1910 wurde die Mühle vollständig mit Wasserkraft betrieben. Danach wurde ein Elektroantrieb eingebaut, so dass je nach den Wasserverhältnissen mit Wasserkraft allein oder zusätzlich mit Strom gearbeitet wurde. Praktisch ganz abhängig von der Elektrokraft wurde die Mühle in den 30er-Jahren, als 1931 die Duftquelle ins Trinkwassernetz von Büren, 1933 dann die Bündtenquelle in die Wasserversorgung von Hochwald eingespiesen wurden.
 
Als letzter Mahlknecht amtete von 1932 bis 1960 der mit Herz und Seele dem Müllerberuf verbundene Fritz Eggstein von Herlisberg LU. Danach bediente der Eigentümer, Willy Hersperger selbst die Mühle, bis 1973 der Betrieb endgültig eingestellt wurde. 1989/90 ist es nun mit vereinten Kräften gelungen, die untere Mühle zu restaurieren und als lebendiges Zeugnis dieses alten Gewerbes der Nachwelt zu erhalten.
 
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Einige Bemerkungen zur Baugeschichte und Restaurierung
Von Markus Schmid
 
Das in einer mächtigen Talmulde des Juras gelegene Büren weist ein Ortsbild von nationaler Bedeutung auf. Der Mühlebezirk bildet eine in sich geschlossene, malerische Baugruppe etwas oberhalb des Dorfes. Er umfasst nebst anderen Bauten die obere und untere Mühle (Beinmühle), den Mühlestock und ein Oekonomiegebäude. Die Wasserräder wurden durch das Wasser des Dorfbaches, auch Duft- oder Dugbach genannt, angetrieben. Dieser Name weist auf den im Quellgebiet vorkommenden Duft- oder Tuffstein hin, ein in früheren Zeiten beliebtes, leichtes und gut zu bearbeitendes Baumaterial.
 
Baugeschichte
 
Das Hauptgebäude, die obere Mühle mit dem angebauten «Kett», stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert. Es wurde 1831 an der Stelle eines Vorgängerbaues neu errichtet. Der datierte Türsturz (18 P. W. 31) gibt das Baujahr und die Initialen des damaligen Eigentümers, Peter Wyss, wieder. Das riesige Wasserrad trieb über eine interessante Mechanik 3 Mahlgänge an.
 
Die danebenliegende, schön proportionierte Stallscheune ist auf dem Tennstorsturz 1616 datiert und zeigt, dass im frühen 17. Jahrhundert die Mühle eine Blütezeit er-lebt haben muss, ist doch auch die untere Mühle etwa gleich alt. Diese beiden Bauten sind die ältesten noch vorhandenen Teile der Mühlegruppe.
 
Der Mühlestock, ein aus dem 18. Jahrhundert stammender, ursprünglich mit einem Mansarddach gedeckter, später veränderter Bau mit schönen Natursteineckquadern ist 1985 leider abgebrochen und in ähnlichen Proportionen als Wohnhaus neu aufgebaut worden. Dieser Eingriff hat den Charakter und die Einheit des Ensembles beeinträchtigt.
 
Die untere Mühle (Beinmühle)
 
Der Ursprung der Bezeichnung «Beinmühle» für die untere Mühle ist nicht bekannt. Im Gebäude sind keine Hinweise auf die Verarbeitung von Knochen (Gebeinen) vorhanden. Der Name könnte auf den ursprünglichen Besitz des Klosters Beinwil zurückgehen oder, wohl am ehesten, sich aus der Bezeichnung Neben- oder Beimühle (kleine Mühle) entwickelt haben.
 
Die Baugeschichte ist in keinen direkten Zusammenhang mit den schriftlichen Quellen zu bringen. Eine dendrochronologische Untersuchung der Holzteile (Vergleich der Jahrringabstände von Probehölzern mit datierten Vergleichshölzern) hat leider kein Resultat erbracht.
 
Stilistisch kann die untere Mühle ins frühe 17. Jahrhundert, in die Zeit um 1600 datiert werden. Dies bezeugen das spätgotische Türportal mit seinem Rundbogen und den in typischer Art abgefasten Kanten. Ähnlich ist das danebenliegende kleine Fensterchen ausgeführt. Diese ın Kalkstein gefertigten, leider früher überarbeiteten Werkstücke bilden zusammen mit dem Mauerwerk eine Einheit. Auch das Ketthaus (Radhaus) mit seinen behauenen Quadersteinen ist im Verband mit dem quadratischen Werkgebäude gemauert und geht in dieselbe Zeit zurück. Das spätere Anheben des Daches mit der Aufmauerung des Ketthauses zeigt schön, dass das Wasserrad ursprünglich weniger gross war und einen Durchmesser von lediglich etwa 4m aufwies. Wohl im Rahmen der Erneuerung der Mühle vor etwa 100 Jahren ist es auf den heutigen Durchmesser vergrössert worden, um einen besseren Wirkungsgrad zu erreichen. Die gusseisernen Zahnräder und das Winkelgetriebe stammen ebenfalls aus der Zeit um 1900.
 
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Mühle und Beimühle Büren SO Grundriss Beimühle
Restaurierung
 
Das kleine Mühlegebäude wies verschiedene Bauschäden auf, da es seit einigen Jahrzehnten nicht mehr benützt und daher auch nicht mehr unterhalten worden ist. Als Zeugnis eines früher bedeutenden und fast in jedem Dorf vertretenen Gewerbes wurde die Mühle mit ihrem Wasserrad restauriert und wieder zum Leben erweckt. Das Vorhaben wurde dadurch erleichtert, dass die untere Mühle als separater Kleinbau nicht mehr genutzt wurde.
 
Bauliche Massnahmen
 
Das Mauerwerk musste hangseitig mit einer Betonmauer statisch gesichert werden. Defekte Mauerecken und Risse wurden ausgebessert und das ganze Gebäude neu verputzt. Auch die Dachkonstruktion und die Bedachung wurde ausser dem alten Dachstuhl erneuert.
 
Das Wasserrad und das hölzerne Kammrad waren infolge der Feuchtigkeit so defekt, dass sie bis auf die Eisenteile rekonstruiert werden mussten. Der fehlende Läuferstein konnte durch einen noch vorhandenen Stein aus der oberen Mühle ersetzt werden.
 
Das Wassersystem mit Zu- und Abfluss war nur noch bruchstückhaft vorhanden und nur noch bruchstückhaft vorhanden und
 
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Mühle und Beimühle Büren SO Schnitt Beimühle
wurde erneuert. Für einen besseren Einblick in den Wasserradraum wurde die zugemauerte stirnseitige Öffnung wieder ausgebrochen. Vom Dachgeschoss, das durch eine neue Treppe erschlossen worden ist, ist ebenfalls ein Blick auf das Wasserrad möglich.
 
Beteiligte
 
Die Restaurierung und Wiederinbetriebnahme der unteren Mühle konnte dank Beiträgen folgender Personen und Institutionen ausgeführt werden:
 
Familie Hersperger, Büren (Eigentümerin)
Solothurner und Schweizer Heimatschutz
Einwohnergemeinde Büren
Kanton Solothurn
Schweizerische Eidgenossenschaft
 
Folgende Firmen haben mitgewirkt:
 
J. Hänggi, Zimmerei, Beinwil
Gebr. Salvadori AG, Baugeschäft, Büren
E. Auer AG, Zimmerei, Büren
Gebr. Berger, Metallbau, Büren
S. Moser, Schreinerei, Büren
F. Junker, Architekt, Büren
 
Folgende Personen haben beratend mitgewirkt:
 
Herr Löffel, Müller, Ziefen
Herr Altermatt, Müller, Nunningen
Herr Kofmehl, Müller, Solothurn
 
Abbildungsnachweis:
 
Staatsarchiv Baselland (Felix Gysin, Frenkendorf): 1;
Fritz Junker, Büren: 2, 9, 10;
kantonale Denkmalpflege Solothurn (Gottlieb Loertscher): 3, 4,
Willy Hersperger, Büren: 5,
Bernhard Vogel, Allschwil: 6, 7, 8.
 
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