Eine alte Landmühhe.
Heute bringen wir im Bilde eine
uralte Land- und Bauernmühle, die einzige ihrer Art, die auf dem weiten
Stadtgebiet noch existiert. Sie steht draußen in Hirslanden, am
vorgeschobensten Punkte unseres Tramwaynetzes. Es bestanden schon früh auf
Hirslanderboden am Oeten- oder Wehrenbach, der vom Zollikerberg und aus den
Tobeln unterhalb Wytikon herkommt und früher eine durch Waldgrund und spärliche
Bebauung geschützte, gleichmäßige Wasserkraft darbot, zwei Mühlen, eine obere
und eine „niedere" oder untere. Die obere Mühle, deren schon in einem
Dokument der Fraumünsterabtei vom Jahre 1358 Erwähnung geschieht, lag tief im
Tobel hinter dem gegenwärtigen Friedhof Rehalp. Das Wuhr zur Schwellung des Bachwassers
für den Mühlkanal war in den Dreißigerjahren noch sichtbar, und ein Weiher, der
dazu gehörte, war links vom Fußweg nach Trichtenhausen angelegt. Gegenwärtig
bildet er ein kleines Streuriet. Die Mühlegebäulichkeiten dieser oberen Mühle
sind seit Jahrhunderten verschwunden; von 1535 an gibt keine Urkunde mehr von
derselben Bericht, und es ist dort einsamer geworden, als in irgend einem
andern Winkel des Stadtgebietes. Wir waren schon dort unten, und uns wars, als
befänden wir uns in einem der verborgensten Gräben des Emmenthals. Dagegen
klappert die untere Mühle zu Hirslanden immer noch munter fort; man hört, wenn
man vorübergeht, noch das heimelige „Gib abe, gib abe", wie vor
sechshundert Jahren, und den schrillen Ton der Säge am Rand des Baches.
Diese Hirslandermühle muss schon
sehr frühe bestanden haben, denn beim Bau eines Kanals stieß anno 1868 der
gegenwärtige Besitzer, Herr Rudolf Nägeli, auf einen alten Mühlstein mit der
Jahrzahl 1393. Von 1396 an existieren in unfern Archiven zahlreiche Urkunden,
die sich auf diese Mühle beziehen, die eine sehr leistungsfähige scheint
gewesen zu sein. Die Mühle stand in nähern Beziehungen zur Fraumünsterabtei und
muss eine Zeit lang von ihr in Regie betrieben worden sein. Als Pächter und
Erblehenträger der Mühle sind verzeichnet ein Rudi Maler, ein Uli Hirt, ein
Hansli Müller, ein Klaus Schriber, ein Johannes Esslinger; dann kam sie in
Besitz eines Hirslanderbürgers aus dem dort uralt angesessenen Geschlechte der
Leemann, der sie 1639 für ein Kapital von 3000 Pfund an Christoph Werdmüller
des Rats und Pannerherrn verpfändete. Der Mühlegewerb mit seinen ausgedehnten
Liegenschaften wurde schließlich anno 1742 um 8400 Gulden erworben von Johannes
Nägeli von Fluntern, dessen direkte Nachkommen heute noch im Besitz derselben sind.