Zürich ZH Mühle Hirslanden um 1900 - Mühlenkalender

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Zürich ZH Mühle Hirslanden um 1900

Mühlen-Inventar Schweiz > Kanton Zürich > Zürich ZH
Zürich ZH Mühle Hirslanden um 1900
Lage:
Forchstrasse 244, 8032 Zürich

CH1903+ / LV95 2'685'504, 1'245'917
WGS 84 (lat/lon) 47.35856, 8.57045
Höhe 443 m

Zürich ZH Mühle Hirslanden um 1900
Eine alte Landmühhe.

Heute bringen wir im Bilde eine uralte Land- und Bauernmühle, die einzige ihrer Art, die auf dem weiten Stadtgebiet noch existiert. Sie steht draußen in Hirslanden, am vorgeschobensten Punkte unseres Tramwaynetzes. Es bestanden schon früh auf Hirslanderboden am Oeten- oder Wehrenbach, der vom Zollikerberg und aus den Tobeln unterhalb Wytikon herkommt und früher eine durch Waldgrund und spärliche Bebauung geschützte, gleichmäßige Wasserkraft darbot, zwei Mühlen, eine obere und eine „niedere" oder untere. Die obere Mühle, deren schon in einem Dokument der Fraumünsterabtei vom Jahre 1358 Erwähnung geschieht, lag tief im Tobel hinter dem gegenwärtigen Friedhof Rehalp. Das Wuhr zur Schwellung des Bachwassers für den Mühlkanal war in den Dreißigerjahren noch sichtbar, und ein Weiher, der dazu gehörte, war links vom Fußweg nach Trichtenhausen angelegt. Gegenwärtig bildet er ein kleines Streuriet. Die Mühlegebäulichkeiten dieser oberen Mühle sind seit Jahrhunderten verschwunden; von 1535 an gibt keine Urkunde mehr von derselben Bericht, und es ist dort einsamer geworden, als in irgend einem andern Winkel des Stadtgebietes. Wir waren schon dort unten, und uns wars, als befänden wir uns in einem der verborgensten Gräben des Emmenthals. Dagegen klappert die untere Mühle zu Hirslanden immer noch munter fort; man hört, wenn man vorübergeht, noch das heimelige „Gib abe, gib abe", wie vor sechshundert Jahren, und den schrillen Ton der Säge am Rand des Baches.
Diese Hirslandermühle muss schon sehr frühe bestanden haben, denn beim Bau eines Kanals stieß anno 1868 der gegenwärtige Besitzer, Herr Rudolf Nägeli, auf einen alten Mühlstein mit der Jahrzahl 1393. Von 1396 an existieren in unfern Archiven zahlreiche Urkunden, die sich auf diese Mühle beziehen, die eine sehr leistungsfähige scheint gewesen zu sein. Die Mühle stand in nähern Beziehungen zur Fraumünsterabtei und muss eine Zeit lang von ihr in Regie betrieben worden sein. Als Pächter und Erblehenträger der Mühle sind verzeichnet ein Rudi Maler, ein Uli Hirt, ein Hansli Müller, ein Klaus Schriber, ein Johannes Esslinger; dann kam sie in Besitz eines Hirslanderbürgers aus dem dort uralt angesessenen Geschlechte der Leemann, der sie 1639 für ein Kapital von 3000 Pfund an Christoph Werdmüller des Rats und Pannerherrn verpfändete. Der Mühlegewerb mit seinen ausgedehnten Liegenschaften wurde schließlich anno 1742 um 8400 Gulden erworben von Johannes Nägeli von Fluntern, dessen direkte Nachkommen heute noch im Besitz derselben sind.
Zürich ZH Mühle Hirslanden um 1900
Um die Hirslander Mühle her tobte während der ersten Schlacht bei Zürich in den ersten Junitagen 1799 der Kampf zwischen Oesterreichern und Franzosen. Die Spuren eingedrungener Geschützkugeln sollen vor kurzem noch im Dachgebälk zu sehen gewesen sein. Dass die Mühle glimpflich davonkam, verdankt sie den Gelten voll Wein, die der Müller und die Seinen unaufhörlich aus dem Keller holten und den eingedrungenen Franzosen auf die Tische stellten. Wächst in Hirslanden auch kein Chablis und kein Sauterne, die edeln Gallier verschmähten den Wein ab den säuerlichen Halden doch ebenso wenig, als die Besucher der Mühle heute noch ihn von sich weisen, wenn er gastfreundlich aufgestellt wird, denn er war und ist rein, prickelnd und erfrischend. Zu der Hirslander Mühle gehörte früher der ganze Komplex der heute so viel genannten Burgwies. Auf einem Grundstück der Mühle ist auch zu Füßen des mit Linden gekrönten aussichtsreichen Hügels, der Burghügel genannt, die Kraftstation der Straßenbahn angelegt. Von dort aus machen wir ältern Zürcher frischen Schrittes gern unsere Exkursionen in das Hirslander -Wytikoner und Zollikoner- Waldgebiet, ohne vom langen Wege, den wir früher bis zur Burgwies zu Fuß zu machen hatten, ermüdet zu sein. Unweit der Mühle, etwas oberhalb der gegenwärtigen Haltestelle der Tramwagen, führte früher der „Hohe Steg" über den Oeten- oder Wehrenbach; die Landstraße aber nach dem Grüningeramt, ein relativ stark betriebener Verkehrsweg, führte quer durch das Bachbett hindurch. Anno 1778 wurde der Steg durch ein Hochwasser weggerissen, und es kam zwischen der Gemeinde Hirslanden und Müller Nägeli ein Verkommnis zu stände betr. Erbauung und Unterhalt einer hölzernen gesprengten Brücke, an deren Stelle dann bei Anlage der neuen Forchstraße durch den Staat, im Jahre 1847, die gegenwärtige hübsche steinerne Brücke trat. An gewerblicher Bedeutung hat die alte Mühle infolge des beinahe totalen Aufhörens des Getreidebaus seit Jahren abgenommen. Die stattlichen Wagen mit den stolzen und wohlgenährten Mühlerossen fahren nicht mehr am Flunterner- und Hirslanderberg, an den Abhängen bis zur Forch hinauf, und sogar im Seefeld den Bauernhöfen nach, um in regelmäßiger Tour das Getreide zu holen und das Mehl zu bringen; allein ganz eingegangen ist das Gewerbe nicht. Man kann sich dort von demselben, welchem man so viel verdankt, ebenso wenig trennen, als von der angestammten patriarchalischen Einfachheit und Ehrbarkeit. Es waltet dort hochbetagt, körperlich und geistig aber über die Maßen munter und rüstig, der Großvater mit Sohn und Sohnsfrau, während fünf Enkel, fünf urgesunde, „tolle" Buben, wie die Basler sagen, ihr Wesen und ihr lustiges Spiel treiben bei Rossen und Kühen, bei Hühnern und Tauben, am Bach und auf der Wiese. Und noch ist erst nicht aller Tage Abend, so daß für das Weiterbestehen der ehrenwerten Nägelischen Müllersfamilie reichlich gesorgt ist.
 
 
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