Die Drahtseil-Transmission im Hani Zwieselberg BE - Kopieren - Mühlenkalender

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Die Drahtseil-Transmission im Hani Zwieselberg BE - Kopieren

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Zwieselberg BE
Die Drahtseil-Transmission im Hani 
Lage:

Koordinaten Säge:
CH1903+ / LV95 2'614'732, 1'172'792
WGS 84 (lat/lon) 46.70618, 7.63129
Höhe 604 m
 
Koordinaten Turbinenhäuschen:
CH1903+ / LV95 2'614'776, 1'172'812
WGS 84 (lat/lon) 46.70636, 7.63186
Höhe 595 m

Aus der Geschichte:
Ehem. Sägerei und Drahtseiltransmission Zwieselberg BE
An der Ostgrenze der Gemeinde Zwieselberg entstand im Hani ein Gewerbequartier. Hier nutzten die angesiedelten Gewerbe die Wasserkraft des Glütschbaches zum Antrieb ihrer Maschinen. Die Sägerei aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist in einem Anbau eines Wohnhauses von 1921 untergebracht. Neben einer intakten Gattersäge war 2006 das Antriebswerk vollständig erhalten. Über ein Stahlseil wurde die Kraft vom Turbinenrad im östlich gelegenen Turbinenhäuschen auf die Säge übertragen. Ein Stauweiher befand sich am Überlauf des Glütschbaches zur Kander.

Unter dem Titel "Eine Kraftübertragung besonderer Art " veröffentlichte  das Thuner Tagblatt, im Band 97, Nummer 238, am 12. Oktober 1973 folgende Beschreibung der Anlage:

Im Hani gesehen:
Eine Kraftübertragung besonderer Art
Historisches und Aktuelles vom Glütschbach-Wasser

Bevor 1711 an dem Stollen durch den Strättlighügel begonnen wurde, welcher mit dem Durchstich im Jahre 1714 das Kanderwasser in den Thunersee leitete, floss diese das heutige Glütschtal hinunter über die Thuner Allmend, um sich mit der Aare zu vereinigen. Aus alten Beschreibungen ist zu entnehmen, dass das Kanderwasser, welches für verschiedene Zwecke verwendet wurde, «ruch» war und deshalb Riedgras erzeugte und im Sommer infolge seiner Trübe nicht «prima Haushaltungswasser» war. Eine kleine Gesellschaft von Privatmännern erwarb bereits 1697 vom Kleinen Rat in Bern die Konzession, die Glütschbachquellen zu fassen (Harnischschlinge Fluhbach u. a.) und längs der Kander nach Allmendingen zu leiten. Hier wurde es zu «5 Batzen» pro Juchart im Jahr abgegeben. Durchs ganze Kandergrien hinauf ist diese Leitung noch zu verfolgen. Von der Glütsch weg um das Hani führte sie dem linken Kanderufer nach, überschritt bei der Tropfsteinhöhle den Fluss und zog sich dann dem rechten Ufer nach.
Nachdem das ehemalige Kanderbett trocken lag, standen auch die Wasserwerke in Thierachern still, und Allmendingen hatte als Trinkwasser nur noch das Lindenbrünnlein. Um diesen Übelständen abzuhelfen, liess die Regierung den gut wasserführenden Glütschbach durch das ausgetrocknete Kanderbett hinabfliessen, Ein Teil des Wassers wurde wieder nach Allmendingen geleitet, wo es sich heute noch in drei Armen durch die Ebene schlängelt. Bis 1910, als die Wasserleitung von der Gemeinde Strättligen erstellt wurde, lieferte der Glütschbach für den grösseren Teil des Dorfes Allmendingen und für das ganze Neufeld das nötige Wasser für Haus und Garten. Noch heute, wenn im heissen Sommer das Leitungswasser knapp wird, wird gern für Feld und Garten aus dem Bach geschöpft.
Durch den Strättlighügeldurchstich frassen sich die beiden Flüsse Kander und Simme in wenigen Jahren ihr Flussbett um etliche Meter tiefer, bis sich das Flussgefälle wieder normalisiert hat. Die heute bedeutende Höhendifferenz zwischen dem Glütschbach und der Kander ist am deutlichsten im sog. «Hanirank» ersichtlich. Diesen Hanirank und dessen Umgebung wollen wir nun in unserer Betrachtung etwas näher beleuchten; insbesondere die heutige Sägerei des leider vor kurzem viel zu früh verstorbenen Hans Eggen-Bischoff.
Schon im Jahre 1857 wurde hier die Wasserkraft des immer viel Wasser führenden Glütschbaches über ein Wasserrad zum Antrieb einer Knochenmühle verwendet. Um genügend Gefälle zu erreichen, handelte es sich um ein «unterschlächtiges Rad». Im Jahre 1891, am 12. April, wurde die damalige, vom Regierungsrat des Kantons Bern erteilte Bewilligung eines Wasserwerkes Herrn. Gottfr. Gehrig erteilt. Dieses Wasserwerk zum Antrieb einer Sägerei bestand, wie aus Abb: 1 ersichtlich ist, aus der Nutzung des dem Glütschbach «im Rank» abgezweigten «Kanderbächli».
Abb. 1

Abb. 2

Etwa 3 m unterhalb des Glütschbaches wurde das Kanderbächli durch ein Wehr gestaut. Ein im Wehr seitlich angebrachter Schieber liess nun das Wasser über eine. Rinne mit 2 Prozent Gefälle und einer Höhendifferenz von fast 5 Metern einem «oberschlächtigen» Wasserrad zulaufen. Das oberschlächtige Wasserrad hat gegenüber dem früheren unterschlächtigen bei kleinerem Wasserverbrauch eine viel grössere Leistung, da die einzelnen mit Wasser gefüllten Kammern fast ein Viertel des Umfanges ausmachten. Es bestand nun das grosse Problem, diese tief, fast im neuen Kanderbett unten produzierte Kraft wieder hinauf und anschliessend der fast 45 m entfernten Sagemaschine zuzuführen. 

Vom Stauweiher mit dem Schieber A aus führt eine unterirdische Druckleitung zur Turbine, die unter dem Transmissionshäuschen B liegt. Die Kraft wird zunächst mit einem Stangengetriebe und anschliessend mit einer 45 m langen Seiltransmission zum Sägewerk C übertragen.

 
Das Transmissionshäuschen von vorne. Die Gliederkette wurde für die Steuerung benützt.
 
Das Bild gibt einen Eindruck von der Länge der Transmissionsanlage.

Hier wurde eine auch für das heutige Zeitalter der Technisierung sehr beachtliche Pionierleistung mit guter Wirtschaftlichkeit vollbracht, welche unsere Beachtung verdient. Wie aus Abb. 2 ersichtlich ist, wurde die gewonnene Energie einer vertikalen Riemen-Trans-mission mit obenliegendem Spannbock anvertraut, welche ihrerseits die Drehbewegung einer ca. 45 m langen Drahtseil-Transmission übermittelte.
Ähnlich dem heutigen Seilbahnbau, wurden die Seilrollen aus Winkeleisen geschmiedet, so dass das Seil im Grunde des Winkels möglichst viel Reibfläche erhielt. Die in der Sägerei der eigentlichen Arbeits- und Leerlauf-Transmission vorgelagerte Seilrolle ist fest montiert, und die untere, im Transmissionsturm befindliche, diente der Seilspannung. Um nun am Sägegatter die benötigte Kraft regulieren zu können, war ein sinnreicher, am Ende der Wasserzuführrinne angebrachtes Ablenkschieber angebracht, welcher mit einem Drahtseilzug von der Sägerei aus bedient werden konnte. Im Verlaufe der Zeit drängte sich eine Erweiterung des Sägerei-Betriebes mit zusätzlichen Maschinen wie Hobelmaschine, Schleifmaschine usw. auf. Gleichzeitig übernahm Hans Eggen den Betrieb. Im Jahre 1907 hat der Regierungsrat des Kantons Bern ein Erweiterungsprojekt bewilligt. Diese Erweiterung umfasste in der Hauptsache folgende Punkte: Der offene Kanal zum Wasserrad wird durch eine im Boden verlaufende Druckleitung mit deren Entlüftung ersetzt. An diese Druckleitung wird eine horizontal gelagerte Pelton-Turbine angeschlossen. Das Unterwasser wird in Rohre verlegt bis zur Wiedereinmündung in das Kanderbächli. Der Transmissionsturm wird mit- einem zusätzlichen Riemenantrieb als Untersetzung ausgerüstet. Gleichzeitig mit diesem Riemenantrieb kann auch das Transmissionsseil um gute 3 m gekürzt werden was einen ruhigeren Lauf des Seiles gestattet. Um ein Überdrehen der ganzen Anlage, trotz Wasserschieber vor der Turbine, zu verunmöglichen, wurde der Sägerei-Transmission ein Elektro-Generator als Energieregler bzw. -vernichter vorgeschaltet. All diese Massnahmen gestatteten einen einwandfreien, sehr rentablen Betrieb, der erst noch unabhängig ist. (Z.)
 
Sollten Sie über weitere Informationen verfügen, melden Sie sich bitte beim Autor.
 © Mühlen-Inventar Seeland, Urs Landolf, 20. Juli 2020
 
 
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