Die Fassung des Brauchwassers geschieht in dem, am Ausfluss des Sees, 95 m oberhalb der Münsterbrüeke im Flussbett der Limmat gelegenen Filter. Von der ursprünglich für einen vorgesehenen Verbrauch von 10‘000 m3 per Tag projektierten Anlage mit 2834 m2 Oberfläche sind nur die zwei ersten Abtheilungen von 63 m Länge und 18 m Gesamtbreite, also 1134 m2 Oberfläche,
hergestellt. Das Flusswasser gelangt durch die aus feinem Sande bestehende 40 —50 cm dicke Filterschichte in die Sammelröhren und den Sammelschacht. Von diesem aus führt eine 60cm weite, im Flussbett der Limmat eingegrabene Leitung bis zum Pumpwerk im Letten. In drei verschiedenen Malen erstellt, nämlich im Jahr 1871 bis zum obern Mülilesteg, 1873 bis zur Platzpromenade und 1878 bis zum Wasserwerk, bestehen die beiden ersten Abtheilungen, in der Strecke der Limmat oberhalb der Ausmündung der Sammelkanäle, vom Filter bis zum Bahnhofplatz auf 927 m Länge aus Betonröhren, deren Fugen unter Wasser durch den Taucher gedichtet sich von Anfang an als keineswegs wasserdicht herausstellten. Die untere Abtheilung, unterhalb der Einmündung der Sammelkanäle, vom Bahnhofplatz bis zum Wasserwerk, besteht auf 1260m Länge aus dicht geschlossenen, gusseisernen Röhren.
Die obere, aus Betonröhren bestehende Strecke liegt überall 2 — 3 m unter der Flusssohle und ist immer mit wenigstens 1m, oft bis 2m Sand überdeckt. Das Wasser, das durch die undichten Fugen der Betonleitung Zutritt in die letztere findet, muss vorher diese umhüllenden Sandschichten passieren und erfährt dabei eine gewisse Filtration. Dass das Quantum des so auf der Strecke vom eigentlichen Filter Ins zum untern Mühlesteg einfiltrierten Wassers bedeutend gross gewesen sei, musste daraus geschlossen worden, dass die anfänglich erstellten Bruchteile der auf 10‘000m3 berechneten Filteranlage bei einem bis auf 21‘000 m3 steigenden Tagesverbrauch immer das nötige Wasser lieferten.
Allgemeine Disposition und Wasserverteilung'.
Die Filterleitung führt das gefasste Wasser den Pumpen im Letten zu, welche dasselbe vermöge der durch die Wasserwerksanlagen der Limmat abgewonnenen Wasserkraft in die drei Druckzonen des Versorgungsgebietes fordern.
Die unterste, im Übersichtsplan rot angelegte, tiefste Druckzone, mit dem Reservoir beim Polytechnikum, versorgt die niedrigsten gelegenen Teile der Stadt, ferner die Ausgemeinden Enge, Wiedikon, Aussersihl und einen grossen Teil von Riesbach mit Wasser, zusammen eine effektiv angeschlossene Einwohnerzahl von 48‘175 . Die mittlere , im Plan gelb bezeichnete Druckzone, liefert aus dem Reservoir im Schmelzberg einer Bevölkerung von 15‘465 Seelen effektiv, von Hirslanden, Hottingen. Fluntem - Ober-und Unterstrass das Wasser , während die oberste Druckzone (blau eingezeichnet) bloss 500 Einwohner von Fluntern und Oberstrass mit Wasser aus dem kleinem Reservoir beim „ Schlössli " versieht .
In alle drei Druckzonen wird aus einem und demselben Saugschacht gepumpt.
Die Reservoirs dienen zufolge ihrer aus dem Plan ersichtlichen Stellung im Leitungsnetz zum grossen Teil bloss als Regulatoren für die Druck - und Verbrauchs-Schwankungen. Das Wasser gelangt somit meist direkt von den Pumpen aus in die Häuser, ohne dass es erst das Reservoir durchströmt hätte , und es sammelt also Wasser nur dann in den Reservoirs sich an , wenn die Pumpenleistung den augenblicklichen Verbrauch im betreffenden Röhrennetz übersteigt, im umgekehrten Fall fliesst es
durch dieselbe Steigleitung ins Leitungsnetz zurück .
Wasserwerksanlage im Leiten
Die Wasserwerksanlage im Leiten verfügt über ein nutzbares Gefälle der Limmat von 3,00 m bei kleinen Winter-, von 1,85 m bis 1,50m« bei Sommer- und Hochwasserständen und über 30 m3 im erstem bzw. 50—60 m3 Wasser im letztem Falle, somit über eine Wasserkraft von brutto 1200 oder effektiv (auf der Transmissionswelle) von 760 Pferdestärken. Für die wenigen Tage eines Jahres, wo der Erguss der Limmat auf 20, ja sogar auf 18 m3, also die Kraft mit dem dannzumal vorhandenen Gefälle von 3,2 m auf rund brutto 800 bzw. effektiv 500 Pferdekräfte zurückgehen kann, soll, sobald die Notwendigkeit dafür eintritt, der Ausfall durch Dampfkraft ersetzt werden. Durch das quer über die Limmat gelegte Nadelwehr von 50 m Breite, 750 m Flussaufwärts der Freischleusen, fliesst das Wasser dem Zulaufkanal zu. Letzterer, von 23 m mittlerer Breite und 0,5 per Mille Gefälle, wird mittelst eines in der Basis 17,6m breiten und 6 m hohen Erddammes mit gepflasterten Böschungen von dem Flusslauf abgetrennt. Der Ablaufkanal vom Wasserwerk hat 290 m Länge. Eine Schleuse (25 m lang, 4,5 m breit) ermöglicht die Verbindung des Zu- und Ablaufkanals zum Zwecke der Schifffahrt.
Zwölf Stück Vollturbinen (System Henschel-Jonval, als Reaktionsturbinen konstruiert), wovon zwei als Reserve, sind zur Aufnahme der Wasserkraft projektiert; zurzeit sind durch die Maschinenfabrik Escher, Wyss & Cie. acht Stück ausgeführt, sechs Stück mit drei, zwei Stück mit zwei konzentrischen Ringen, wovon zwei beziehungsweise einer zur Regulierung überdeckbar; Durchmesser der Laufräder 3,6 m, Tourenzahl normal 25, Effektivkraft durchschnittlich 90 Pferdestärken. Nach äusserst sorgfältig durchgeführten Proben stellte sich der sehr günstige Nutzeffekt dieser Turbinen (auf die vertikale Welle gerechnet) von 77% heraus.
Je zwei Turbinen geben die Kraft an ein horizontales Vorgelege (50 Touren) und dieses an die in der ganzen Länge des Maschinenhauses durchlaufende Transmissionswelle ab. Letztere macht 100 Umdrehungen per Minute und es kann an dieselbe jedes beliebige Pumpensystem, ebenso die Seiltransmission angekuppelt werden.
Sechs Pumpensysteme, drei ältere, aus den früheren Pumpstationen versetzte, und drei neue besorgen die Wasserförderung in die Leitungsnetze und Reservoirs der verschiedenen Druckzonen, später soll noch ein weiteres Pumpensystem zur Aufstellung gelangen. Jedes Pumpensystem besteht je aus zwei Paaren gegen einander gekehrten Zylindern, in denen sich ein Plungerkolben (System
Girard) hin und her bewegt, so dass je ein Paar ein doppelt wirkende Pumpe, und zwei solche ein System bilden. Jedes Pumpensystem besitzt einen eigenen Saugwindkessel, die altern Systeme je zwei, die neuern je einen Druckwindkessel. Die Verbindungen der Letzteren mit dem Leitungsnetz gestatten durch einfache Hahnumstellung im Maschinenhaus die Bedienung des unteren und mittleren Reservoirs durch die alten und diejenige des untern, mittleren und oberen Reservoirs, sowie des Triebwasserweihers für die Krafttransmission (siehe unten) mit den neuen Pumpen. Dimension, Leistung und Kraftverbrauch der Pumpen sind aus folgender Zusammenstellung zu entnehmen: