Aarau AG Wasserrad oder Pyramide - Mühlenkalender

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Aarau AG Wasserrad oder Pyramide

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Aarau AG Wasserrad oder Pyramide
Lage:
Nördlich Tellistrasse 67, 5000 Aarau
 
CH1903+ / LV95 2'646'775, 1'249'986
WGS 84 (lat/lon) 47.39904, 8.05825
Höhe 367 m
Ein Wasserrad als (kurzlebige) Attraktion

Im „Der Bund, Band 125, Nummer 201, 29. August 1974 „ erschien folgender Beitrag:

Diese Attraktion erwies sich als kurzlebig. Die Geschichte dazu lesen wir in der Tellipost Nr.4 und 5 von 2014:
  
Wasserrad oder Pyramide? Kostengünstige Energie für die Telli
Tellipost Nr. 4 / 2014, Seite 5

1973 schrieb die damalige Horta AG einen Wettbewerb zur Gestaltung des Platzes östlich des Gemeinschaftszentrums Telli («Telliplatz») aus. Von den 15 eingereichten Projekten wurde dem Wasserrad der Architekten Hildebrand und Haas der erste Preis verliehen. Es handelte sich um ein unterschlächtiges Rad mit einem Durchmesser von 9,5 Metern. Seine Schaufeln mit 62 Schöpfbechern erbrachten bei maximalem Wasserzufluss eine Leistung, die aus dem dynamischen Druck der Strömung auf die Schaufel berechnet werden kann und bei 3,3 kW liegt.
Zieht man für den Eigenbetrieb des 6,7 Tonnen schweren Rades 0,7 kW ab, blieben 2,6 kW ungenutzte Leistung. Das entspricht 22,776 kWh pro Jahr, etwa dem Bedarf von 20 Haushalten. Vor 40 Jahren spielte das keine Rolle, weil das Rad nicht der wirtschaftlichen Nutzung diente.
Es war ein Kunstwerk, bei dem sich das Wasser spielerisch seitwärts der Schaufeln wie Silberstreifen in den unterirdischen Sengelbach ergoss. Im September 1974 schenkte die Horta AG das Rad der Stadt Aarau, die einen Wasserzufluss von 360 Liter/sec garantieren musste. Doch die Horta ging Konkurs und der Unterhalt des Rades war kostspielig. Wer Ende der siebziger Jahre in seiner Nähe wohnte, erinnert sich, dass das Kunstwerk immer öfter knarrte und quietschte, so dass es stillgelegt und später abgerissen wurde. Doch einigen Umweltbewussten waren die täglich verlorenen 3,3 kW nicht gleichgültig. Sie planten und entwickelten, ohne vorerst die Öffentlichkeit einzubeziehen, zusammen mit Fachleuten der ETH Zürich und Lausanne ein Wasserrad, dessen Wirkungsgrad modernen Ansprüchen genügt und eine Leistung erbringt, die diejenige älterer Modelle um ein Mehrfaches übersteigt. Auch die Stadt interessiert sich für das Projekt, das, wenn es realisiert und die gewonnene Energie in das Netz eigespeist wird, der Telli den Strompreis vergünstigen soll.
Nur wenigen ist bekannt, dass von anderer Seite diskutiert wird, ob man nicht die «Pyramide», die als Treffpunkt auf dem Telliplatz 1973 vom Künstler Peter Hächler eingereicht wurde und den 2. Preis errang, doch noch realisieren sollte. Beide Projekte - Wasserrad und/oder Pyramide - sollen im Frühjahr der Öffentlichkeit vorgestellt und vom Publikum diskutiert werden.
IG Wasserenergie Telliplatz
Das GZ Telli übernimmt die Organisation des Anlasses und lädt am Dienstag, 1. April 2014 um 19 Uhr, alle Interessierten zu diesem Event auf dem Telliplatz ein.
 
Die Pyramiden
Tellipost Nr. 5|2014 Seite 17

Es gab am vergangenen 1. April kein Gedränge auf dem Telliplatz. Manche hatten wohl geahnt, dass es sich um einen Aprilscherz handeln könnte und ein kleines Kraftwerk am Sengelbach kaum Strom liefern würde. Das traf auch auf die wenigen interessierten Anwesenden zu.
Weil aber ihr Interesse ebenso sehr den Pyramiden und der IG Wasserenergie Telliplatz galt, erschienen sie dennoch zum Anlass und erfuhren, dass sich die IG eigens für diesen Event aus dem Redaktionsteam der Tellipost konstituiert hatte und sich wieder auflöste, nachdem alle Gäste den Orangensaft getrunken und die offerierten Schokoladen-Ostereier gegessen hatten.
Wie aber stand es um die Pyramiden? Ernst Jenny gehörte der Wettbewerbskommission an, als es 1973 um die Gestaltung des Telliplatzes ging. Seine Informationen, die ich hier zusammenfasse, stammen demnach aus erster Hand. Der Bildhauer Peter Hächler projektierte damals eine «räumliche soziale Skulptur», die nicht nur aus zwei Pyramiden bestand, sondern den ganzen Raum zwischen dem Sengelbach und dem Gemeinschaftszentrum (GZ) umfasste. Die südlich und südwestlich ausgerichteten Beton-Pyramiden bieten in sieben sich nach oben verjüngenden Stufen Sitzplätze an. Sie laden zu Begegnungen im Freien ein. Ihre forumartige Anordnung, die zu einem durch Kreise markierten Mittelpunkt zielt, ist auch als Estrade für Zuschauer bei Aufführungen gedacht.
Hächlers Projekt verfehlte den Zuschlag für den ersten Preis knapp. Der damalige Kunsthausdirektor Heini Widmer, der der Kommission angehörte, soll gesagt haben, man würde diesen Entscheid in Zukunft bereuen. Realisiert wurde das Wasserrad, das, wie in der letzten Tellipost berichtet, Ende der siebziger Jahre wieder stillgelegt und dann abgerissen wurde. Zwar setzte sich Ernst Jenny 2013 für die Neurealisierung des Pyramiden-Projekts ein, denn immer mehr Schüler belegen in den Mittagspausen die Treppen und Räume im und um das Einkaufszentrum. Das Forum würde das Problem lösen. Aber die dafür benötigten finanziellen Mittel fehlen. So war der 1. April auf dem Telliplatz auch ein Gedenktag an vergangene und begrabene Ideen.

Autor: Werner Laubi:  werner.laubi@bluewin.ch

 
 
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