Bergün Filisur GR Mühle Jenisberg - Mühlenkalender

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Bergün Filisur GR Mühle Jenisberg

Mühlen-Inventar Schweiz > Kanton Graubünden > Bergün Filisur GR
Mühle Jenisberg Bergün Filisur GR 
Lage:
Chüetobel, Jenisberg, 7494 Davos Wiesen
Gemeinde Bergün Filisur

Ungefähre Koordinaten (im Gelände nicht verifiziert):
CH1903+ / LV95 2'775'365, 1'174'314
WGS 84 (lat/lon) 46.69698, 9.73173
Höhe 1357 m

Mühlstein vor der Gässälibeiz Jenisberg GR
Auf der Homepage von Jenisberg GR lesen wir unter der Rubrik Geschichte folgendes:
 
Jenisberg ist eine kleine Walsersiedlung auf der linken Seite des Landwassertales. Gegründet wurde sie wohl Anfangs des 14. Jahrhunderts als Berghof des Jenni (Johann).
 
An den sonnigen Steilhängen unterhalb von Jenisberg wurden hauptsächlich Sommergerste und Roggen angebaut. Noch heute stehen die alten Kornspeicher. Ein weiterer Zeuge des ehemaligen Getreideanbaus ist die Mühle, die damals im Chüetobel stand und den Jenisbergern weitgehende Selbstversorgung ermöglichte. Gemahlen wurde jeweils im Juni, wenn der Wasserstand des Chüetobelbaches hoch genug und der Lawinenschnee geschmolzen war. Mit der Bahneröffnung 1909 konnte auch das Mehl einfach zugekauft werden, sodass die Mühle im Jahr 1918 zum Stillstand kam. In den 1980er Jahren wollten einige Waldarbeiter den Mühlstein mit Hilfe einer Seilwinde hoch nach Jenisberg ziehen, leider riss das Seil und der Stein rollte den Wald hinunter, bis er schliesslich im Chüetobelbach zum Stillstand kam. Dort lag er einige Jahre, bis die Jenisberger sich entschlossen, dieses Stück Geschichte zu bergen. Seit dem Jahr 2008 steht der Stein nun vor der Gässälibeiz.
Solche Geschichte regen zum Recherchieren an.
In der Zeitschrift  "Bündnerisches Monatsblatt: Zeitschrift für bündnerische Geschichte, Landes- und Volkskunde" Band (Jahr): -(1950), Heft 10 fand ich dann folgenden Beitrag aus der Feder von Johannes Strub:

Volkswirtschaftliches und Kulturgeschichtliches aus Jenisberg (Valplaun)
Vorbemerkung des Herausgebers
Durch die freundliche und verdankenswerte Vermittlung des Herrn Pfarrer Paul Thürer in Mollis gelangte der Herausgeber des Monatsblattes in den Besitz der nachfolgenden Mitteilungen über das abgelegene, heute nur noch sehr dünn besiedelte Jenisberg, einer Fraktion der Gemeinde Filisur, am linken Ufer des Davoser Landwassers gegenüber Wiesen gelegen. Die Angaben verdienen unseres Erachtens festgehalten zu werden und sollen zur Abwechslung in der Form einer kurzen Beantwortung bestimmter Fragen dargeboten werden, die auch ihre Vorteile hat. Die Antworten stammen von Johannes Strub und seinem Bruder, Jenisbergern, denen ihre interessanten Aufschlüsse bestens verdankt seien.

Wann und von wem wurde die Jenisberger Mühle gebaut?
In einem früheren Jahrhundert. Des Meisters Name und Herkunft nicht mehr bekannt. Um 1904 wurden durch Zimmermann Jak. Telli von Frauenkirch Gebäude und Schindeldach neu erstellt, dito neues Wasserrad, Wellbaum und Mehlkasten. Der große Mühlstein wurde in den Siebziger Jahren, jedenfalls bald nach Eröffnung der neuen Zügenstraße, über die Lawine des Kühtobels heraufgeschleppt, die Brücke auf Brombenz hätte ihn vielleicht nicht getragen. Die Lawine ging in jenem Jahr bis an die Landstraße hinauf, was hie und da vorkommt.
Wem gehörte die Mühle?
Den Ackerbauern gemeinsam, einer Art Genossenschaft. Das Bauholz war Gemeindeeigentum und wurde beim Abbruch wieder als solches verwertet.

An welchem Bache liegt sie?
Oberhalb des Jenisberger Kühlobelbaches.

Wie wurde das Wasser hergeleitet und wie lang war die Leitung?
Durch etwa 100 Laufmeter Känelleitung, aus mit der Hohlaxt ausgehölten Fichtentramen, teils eingegraben, teils auf Böcken nach Walliscr Art. Es gab jedes Frühjahr Reparaturen durch Lawinenstörung bei der Fassung im Tobel, Steinschlag oder Holzriesen im «Mühlewald», durch die Genossenschafter im Gemeinwerk ausgeführt.

Wann wurde gemahlen, im Frühling oder Herbst?
Soweit möglich im Juni, im Mai lag die Lawine oft noch zu hoch. Im Herbst erlaubte der niedere Wasserstand das Mahlen nur ausnahmsweise.

Hat jeder Bauer selbst gemahlen oder war ein Müller angestellt?
Ein jeder bediente sich selbst oder zwei dieser Kleinbetriebe taten sich zusammen, wenn der einte keine kundige Person hatte.

Wann und warum ging die Mühle ein?
Jak. Telli war von Beruf Zimmermann und kein Mühlenmeister; und die Mechanik funktionierte nach wie vor schlecht. Nach ein paar Jahren ließ man durch Mühlemeister Bened. Schmid von Saas eine Reparatur vornehmen, die jeden Genossen bare 100 Franken kostete. Metzger Strub machte schon vorher nicht mehr mit und siedelte um jene Zeit nach Wiesen über. Ein Holzakkordant beschädigte die Känelleitung schwer und musste als Ersatz für abgeschlagene Känel sorgen, er lieferte bloß Bretter. Darüber ging ein Sommer verloren. Das Werk geriet auch in Unordnung, weil das Lager des schweren Wellbaumes bzw. Wasserrades morsch geworden war und wackelte ! Es hätte durch einen Einbau aus Beton ersetzt werden müssen. Seit der Bahneröffnung 1909 bereiteten das Backmehl-Zukaufen und Auswärts-mahlem-lassen keine Schwierigkeiten mehr, und einzelne wollten sich an neuen Reparaturkosten nicht mehr beteiligen. Die Genossen Luzi Bernhard-Ambühl und Hans Strub-Bätschi hielten es am längsten aus; meine Schwägerin Kath. Strub-Ambühl kam 1918 nach Jenisberg und erinnert sich, dass in jenem Sommer noch gemahlen wurde.

Was wurde auf Jenisberg angebaut?
Hauptsächlich Sommergerste. Roggen nach Kartoffeln, reifte aber nicht immer gut aus und gab «geschlagenes» Brot. Sommerweizen und Hafer dummerweise nicht! Hafer ein wenig in Wiesen drüben. Bei uns kamen Hafer und Sommerweizen erst im II. Weltkriege in Aufnahme, in Winterweizen und Dinkel wurde je ein Versuch gewagt, der durchaus befriedigend ausfiel. Dem Hafer setzten die Hirsche zu und ließen nur meine Parzelle bei der Hütte stehen. Sie meinten wohl, sie sei bewohnt. Ich ließ auf Haferflocken verarbeiten, es gab ein hochwertiges Produkt. Im übrigen wurde mit Grünhafer weitergemacht.
Sommerweizen und Gerste lieferten hier im II. Weltkrieg laut der amtlichen Ackerbaustatistik sehr hohe und stete Erträge ohne Fehljahre und ohne den gefürchteten Rost beim Huronweizen, jeweilen gegen 30 Kilo pro Are und gelegentlich darüber. Höher waren die Ertragsziffern nur in Holland und Dänemark, die aber Viehwirtschaft betreiben müssen, während die großen Produktionsländer in Übersee im Mittel nur um 7 Kilo pro Are erzielen, die riesigen Anbauflächen machen es wett. — Bis vor noch nicht 100 Jahren die Kartoffeln sich recht eingebürgert hatten, wurden hier viel Bohnen gepflanzt und genossen, nicht nur als Schweinefutter. Nicht die bekannten großen Pferdebohnen, sondern eine blauschwarze und weißgelbe Stangenbohne von gewöhnlicher Größe. — Kartoffelerträge können bei etwas Düngung ebenfalls enorme erzielt werden, ohne Fehljahre, selten Frostschäden und wenig Blattkrankheiten usw. Den Blattläusen, welche den Virus hervorrufen, ist es in unsern meisten Lagen zu windig.

Pflanzten die Jenisberger genügend Korn für den eigenen Bedarf oder kauften sie noch Korn und Mehl in Filisur, Wiesen oder Bavos?
Vor 100 Jahren noch fast totale Selbstversorgung, die noch früher bis zu 50—60 Personen ernährt haben soll (zur Bergwerkszeit). Alle jetzigen Fettwiesen waren einmal wenn auch nicht gleichzeitig Ackerland, das ging aber scharf auf Kosten der Viehhaltung. Es ging die Rede, wenn einer nach heutiger Währung etwa 50 Franken jährlich zusammenbringe (Verkauf von Küblerwaren, Bergwerkarbeit, Holzflössen), bringe er eine starke Familie durch, herbeigetragen wurden z. B. etwas Polenta und Dörrobst. Bei Weizen statt Roggenanbau hätten die Alten ihre Verpflegung stark verbessert, aber es fehlte eben der Dünger. Jenisberg hat verglichen mit Bergün usw. kein Bergheu. Um 1880 (oder seit der Zügenstraße) war die Ackerfläche bereits auf die steile Süd-Südwestflanke und Rütland zusammengedrängt, und man verkaufte Jungvieh und kaufte Polenta und Backmehl, nach und nach auch Teigwaren, Zucker usw.

etc.

Den ganzen Beitrag gibt es unter http://doi.org/l0.5169/seals-397466 nachzulesen.

 
 
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