Öle Aetigkofen Buchegg SO - Mühlenkalender

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Öle Aetigkofen Buchegg SO

Mühlen-Inventar Schweiz > Kanton Solothurn > Buchegg SO Aetigkofen-Mühledorf
Buchegg SO Öle Aetigkofen-Mühledorf
Lage:
Aetigkofenstrasse 23, 4583 Mühledorf
Gemeinde Buchegg
 
CH1903+ / LV95 2'602'527, 1'219'947
WGS 84 (lat/lon) 47.13051, 7.47194
Höhe 584 m

Hinweise:

Lit:
„Lueg nit verby“ – Solothurner Heimatkalender, 53 Jahrgang, Seite 100-102
Aus der Geschichte (Fritz Schär 1978):
Die Moser-Öle von Aetigkofen
Fritz Schär
 
Auch Aetigkofen hatte eine Zeitlang seine eigene Öle. Da das Mettlenbächlein aber erst zu unterst im Tal, an der Gemeindegrenze von Mühledorf, einigermassen stark genug war, entstand sie dort. Ein Johannes Moser von Aetigkofen liess sie daselbst 1841 bauen. Damit entstand ein noch dorfentfernteres Gebäude, als es das Gehöfte im Feld oder der Zöpflihof am Schöniberg schon waren. Nur das verschwundene Spitztürli lag seinerzeit ebensoweit dorfab wie die Moser-Öle.
Die Moser-Öle von Aetigkofen
Abb. 1:
Die Moser-Öle von Aetigkofen auf dem Gemeindeplan von Mühledorf 1854 mit angebauter Wasserkammer für das Wasserrad,  noch ohne Einfahrt und dem zugehörigen Wasser Sammler. Die Gemeindegrenze von Mühledorf umschliesst die Liegenschaft bereits.
Weil sie dort in die Talenge zu stehen kam und das Ölewerk das Erdgeschoss beanspruchte, wurde der Keller ausserhalb des Gebäudes im steilen Südrain im Sandstein ausgehauen. Die Verlängerung der Höhle auf 83 m Tiefe förderte zugleich ein gutes Trinkwasser für den Hausbrunnen zutage. Zum Betrieb des oberschlächtigen Wasserrades wurde der Mettlenbach etwa 150 m weiter oben am schattigen Talrain abgeleitet. Bei der Öle sammelte sich das Wasser in einem von Erdwällen umgebenen Becken an. Dieser Sammler, der auf den alten Plänen der Gemeinde Mühledorf von 1854 eingetragen ist, war 15 m auf 9 m gross und muss eine gewisse Tiefe gehabt haben, wenn ein dareingefallenes Zicklein darin schwimmen konnte, wie erzählt wird. Er bezweckte, das Wasser des mageren Bächleins während der Nacht und den Arbeitspausen aufzuspeichern. Durch einen hölzernen auf Stützen getragenen Känel wurde es etwa 20 m weit quer über das Tal aufs Wasserrad geleitet. Damit dieses mindestens 5 m gross gemacht werden konnte, musste der Unterwasserlauf eine Strecke weit ausgetieft werden. Dies mag der eigentliche Grund gewesen sein, warum das Haus ohne Keller gebaut werden musste. Wie in der Öle Mühledorf am Mühlebach drunten bestand das Werk aus Reibe, Röste und Presse. Das steinerne Reibbett lag auf eichenen Blöcken. Heute befindet es sich in der Aussenseite einer später entstandenen, verstärkten Grundmauer als Andenken an die einstige Öle eingemauert. Der Öleraum hatte für die Länge und Hubhöhe der Schlagbalken nicht die erforderliche Höhe, ansonst das Gebäude um ein Stockwerk höher hätte gebaut werden müssen. Sie ragten daher durch die Decke in die Wohnstube hinauf, wo sie neben dem Ofen auf- und ab funktionierten. Als gefährliche Eindringlinge und wegen der kalten Zugluft benötigten sie einen Schutzkasten. 
Die Moser-Öle von Aetigkofen
Abb. 2:
Die Moser-Öle in heutiger Ansicht (1978) mit Einfahrt an der Strasse von Mühledorf nach Aetigkofen. Im Dunkel unter der Laube das in die Grundmauer einbetonierte, steinerne Reibbett der ehemaligen Öle. Nun Sägerei mit Holzbearbeitungswerkstätten und Schreinerei.
Johannes Moser hatte eine Anna Maria Lätt zur Frau, eine Tochter jenes Müllers Michael Lätt, dem die Öle Mühledorf zugeteilt worden war. Leider war Moser von zu leichter Lebensauffassung, so dass ihm sein Schwiegervater oft aus der Geldnot helfen und er diesem schliesslich bei untilgbarer Verschuldung die öle samt Grundstück überlassen musste. Johannes Moser war auch Mitglied einer damaligen Musikgesellschaft Mühledorf. Bei ihm wohnte auch sein jüngster Bruder Urs. Als dieser im Sonderbundskrieg an den Folgen einer Verletzung starb, soll nach der Sage das Hörnchen seines Bruders an der Ofenwand daheim einen Abschiedsgruss ausgestossen haben. Eine neben dem Südeingang der Kirche Mühledorf eingebettet gewesene Gedenktafel erinnerte lange Zeit mi ausführlicher Inschrift an diesen Sonderhundskrieger. Leider ist die Platte bei der Aussenrenovation der Kirche 1971 entfernt worden und seither nicht mehr zum Vorschein gekommen. Da von ihr auch keine Photographie existiert, sei die in ursprünglich vergoldeten, ausgehauenen Buchstaben gestaltete Inschrift hier festgehalten: «Ihrem Waffenbruder URS MOSER von Aetigkofen die Batterie Nr. 9 Rust. Heilig sei diese Ruhestätte jedem wakkeren Schweizer, denn er starb an einer im Gefecht bei Gislikon am 23. Nov. 1847 erhaltenen Wunde für Freiheit und Vaterland, für Licht und Recht.» Der enteignete Öler Johannes Moser zog dann nach Nennigkofen, wohin er einmal die Musikgesellschaft zu einem Gelage einlud. Sein zweiter Bruder, ein Bendicht Moser, war ein wohlhabender Landwirt in Aetigkofen. Der Nachfolger in der Moser-Öle war ein Johannes Zimmermann von Mühledorf, der die öle zuerst pachtete. Auch er hatte eine Anna Maria Lätt zur Frau, eine nahe Verwandte aus einer Seitenlinie der Anna Maria Lätt seines Vorgängers. Da Zimmermann aber als Mühledörfer so nahe an seinem Heimatort wohnte, wünschte er zwecks Beibehaltung des Bürgernutzens, dass die Gemeindegrenze oberhalb der Öle hindurchgehe. Diesem Begehren konnte umso leichter entsprochen werden, als das Mosergut ja durch Verpfändung bereits in den Besitz eines Mühledörfers, des Müllers Michael Lätt, gekommen war. Zudem wurde diese Abtretung durch eine solch von Mühledorf ausgeglichen. Richtig schliesst auf den Gemeindeplänen von Mühledorf aus dem Jahre 1854 die Gemeindegrenze die einstige Moser-Öle von Aetigkofen in das Gemeindegebiet von Mühledorf ein, und trägt ihr Grundstück deutlich den Besitzernamen «Michel Lätt, Müller». Ebenso deutlich erkennt man auch, dass drei Matten unterhalb der Öle, die bis zur heutigen Wundmatt hinunterreichten, noch lange Bürgern von Aetigkofen gehörten (siehe Abb.). Da mit dem Aufkommen der Petrollampe 1852 die Ölgewinnung sich auf das Pressen von Speiseölen beschränkte, hatte die ohnehin leistungsschwache Moser-Öle neben der bewährten öle Mühledorf keinen dauerhaften Bestand mehr. Zimmermann ölte also nicht lange. Vermutlich mit seiner Heirat 1862 kaufte er die Liegenschaft und ging zur Verbesserung seines Fortkommens auf einen Kleinbauernbetrieb mit zwei Kühen über. Seine Ehe blieb kinderlos. 1891 starb er an den Folgen eines Sturzes von einem Kirschbaum. Im gleichen Jahr folgte ihm seine Gattin nach. Nebenbei bemerkt: Johannes Zimmermann-Lätt war einer von vier wohlbekannten Brüdern. Jakob, Lehrer in Lüterswil, wurde später Nationalrat und Verwalter der Bucheggbergischen Spar- und Leihkasse daselbst. Bendicht baute 1880 die obere Säge am Rotmattenbach in Mühledorf, die bis 1921 bestand, als deren Standort Bauplatz des Baumeisters Paul Moser wurde, und Michael wirkte vor Gottfried Heiniger als Lehrer in Hessigkofen. In der Ubergangszeit vom 19. zum 20. Jahrhundert lebte eine verwandte Familie der verstorbenen Anna Maria Zimmermann-Lätt in der Moser-Öle. Ausser dem über die Landesgrenze hinaus bekannten Dr. Arnold Lätt, des Betreuers der Auslandschweizer, die er am Radio jeweilen mit «Liebi  Landslüt» anredete ging unter andern Geschwistern auch dessen Bruder Fritz aus dieser Familie hervor Dieser verband das geerbte kleinbäuerliche Heimwesen 1915 mit einer Wagnerei, die sich 1926 um eine elektrisch betriebene Säge mit Horizontalgatter erweiterte. Der hierzu benötigte Anbau kam aber auf Aetigkofer Boden zu stehen, und die Gemeindegrenze zog sich liniengenau durch die Achse der Fräse. Seit einigen Jahren ist auf dem Austauschweg eine weitere Grenzverlegung mit Aetigkofen zustande gekommen. Dadurch steht nun die Wagnerei Lätt mitsamt der Säge, die jetzt in dritter Generation betrieben wird, völlig in Mühledorf. Als einstige Moser-Öle von Aetigkofen ist sie aber noch nicht vergessen.

Die Angaben zu dieser Zusammenfassung verdanke ich den Brüdern Fritz und Nikiaus Lätt, die ihre Jugend in der Moser-Öle verbrachten, welche die elterliche Familie von 1893 bis 1913 bewohnte.
 
 
kostenloser Unofficial WsX5 Counter!
Suchen
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü