Im Jahre 1872 bewarben sich die Herren Bridler und von der
Krone aus Winterthur beim thurgauischen Regierungsrat um die Konzession für die
Ausnützung der Wasserkraft am Ölebach bei Häusern (Gemeinde Wigoltingen) und
bauten daselbst im Jahre 1873 den ersten Teil der oben abgebildeten
Fabrikliegenschaft, um darin eine Leimfabrik zu betreiben. Die Thurüberschwemmungen
der Jahre 1874 und 1876 richteten in dem kaum fertig erstellten Betrieb große
Schäden an, und da weitere Schädigungen zu befürchten waren, wurde der Betrieb
stillgelegt und ging im Jahre 1877 käuflich an die Herren Ammann und Stierlin
über. Die Errichtung und der Betrieb einer Kunstlederfabrik bildeten das Ziel
der neuen Eigentümer. Eine große Idee, aber ein wagemutiges Unterfangen für die
damalige Zeit. Die gehegten Hoffnungen scheinen sich nicht erfüllt zu haben und
schon 1884 wurde das Etablissement an die Herren Spiller, Vater und Sohn, von
Elgg verkauft, welche darin eine Färberei einrichteten und zeitweise zu einer
bemerkenswerten Bedeutung brachten. Es sollen in den neunziger Jahren bis zu
150 Personen regelmäßige Arbeit und Verdienst gefunden haben. Bleichen und
Färben von Fasergut aus Baumwolle, Jute usw. und von Baumwollgarnen für die
Buntweberei bestimmt, bildeten die Hauptbeschäftigung. Es scheint aber, dass
sich die Herren Spiller in der Folgezeit doch nicht genügend den Erfordernissen
und dem Wandel der Zeiten angepasst hatten. Gerade damals wiesen
Garnmerzerisation und die Apparate-Färberei neue Wege für die Garnveredlung,
welcher Entwicklung zu wenig oder dann zu spät Beachtung geschenkt wurde. Der
Beschäftigungsgrad ging daher zurück und gegen Ende des ersten Dezenniums im
neuen Jahrhundert musste der Betrieb zwangsrechtlich liquidiert und geschlossen
werden. Im Jahre 1909 erwarb Herr Scherb aus Amriswil die Fabrikliegenschaft
und erweiterte die Gebäulichkeiten unter Aufwendung erheblicher Mittel zu dem
heutigen Ausmaß. Die Garnfärberei wurde aufgegeben und der Betrieb anderen
Zwecken zugeführt. Fabrikation und Handel von Putzfäden sowie verwandter
Artikel bildeten fortan die hauptsächlichste Beschäftigung. Als routinierter
Wollfachmann pflegte Herr Scherb auch den Handel in Wollen und Wollabfällen.
Letztere Artikel sowie Tierhaare wurden im eigenen Betrieb gewaschen und
sortiert. Auch das Bleichen von loser Baumwolle und Jute wurde weiter gepflegt.
Zur Bereicherung der Fabrikationszweige wurde zusätzlich die Herstellung und
der Vertrieb von chemisch-technischen Artikeln aufgenommen, zum Beispiel von
Chromatol-Farben, ein heute noch nicht übertroffener Rostschutz und Anstrich
von Metall. Ebenso wurden Bodenwichse, Huffett, Beizen usw. fabriziert und
vertrieben. Auch für Herrn Scherb wechselten bessere mit schlechteren Zeiten,
je nach der allgemeinen Konjunkturlage. Er wusste sich jedoch den veränderten
Verhältnissen anzupassen und die Krisenzeiten zu überwinden. Als ihn der Tod im
Februar 1942 in seinem 75. Altersjahr ereilte, befand sich Herr Scherb eben auf
einer Geschäftsreise. Von seinen Söhnen hatten deren zwei eine andere Laufbahn
eingeschlagen, und der dritte, welcher als Nachfolger vorgesehen war, starb
leider mehrere Jahre vor seinem Vater. Herr Scherb entbehrte daher gerade in
den Jahren seines hohen Alters einer so notwendigen Stütze und Entlastung, und
die Jahre des zweiten Weltkrieges trafen ihn daher doppelt hart und
unvorbereitet. Er tat sein Möglichstes, konnte aber nicht verhindern, dass das
Geschäft unter diesen Verhältnissen litt und erheblich an Bedeutung einbüßte.
Als die jetzigen Besitzer (F. Naef-Gubser Senior und F. Naef-Schuler Junior)
unter der Firma F. Naef & Co. das Geschäft auf 1. Juli 1943 übernahmen,
waren viele Versäumnisse der vergangenen Jahre nachzuholen, die maschinellen
Einrichtungen zu überholen und zu modernisieren. Verloren gegangene wertvolle
Verbindungen mussten wieder neu geknüpft und der Betrieb den neuen, seit
Kriegsende veränderten Verhältnissen angepasst werden. Im Jahre
1980 wurde die Firma Naef & Co. AG durch Delta-Werke Zofingen übernommen.
Das Ende der
Firma kam 1985 mit der Sprengung der Gebäude durch Armee.
Ausser der
Tatsache, dass die Firma eine Wasserkraft von 15.4 PS nutzte, ist es leider nicht
gelungen, etwas über die Details der Wasserkraftnutzung in Erfahrung zu
bringen.
Falls jemand
zu diesem Thema beitragen kann, bitte melden.
Die Luftaufnahme stammt aus dem Jahre 1963. Die roten Pfeile deuten auf dem damaligen Bachlauf hin.