Auf einer der Kraft und dem Gewichte des Rades entsprechend
starken guss- oder schmiedeeisernen Welle a sitzen 2 bis 4 gusseiserne Rosetten
b, welche eine gleiche Anzahl Armsysteme c tragen. An dem |339| äußeren Umfange
dieser sind je nach der Dimension der Radtiefe 2–3 concentrische Ringe d aus
Schmiedeeisen befestigt, an welche Winkeleisen e geschraubt sind, die die
hölzernen Radschaufeln f tragen. Eine ringförmige Ueberfall-Schütze A, dicht an
dem Radumfange aufgestellt, reguliert den Wasserzufluss und kann mit Vortheil
mit einem Regulator in Verbindung gebracht werden. Eine weitere senkrechte
Schütze B, in dem Obergraben angebracht, dient zum Abstellen des Oberwassers.
Die Haupteigenthümlichkeit des Rades besteht in der
Anordnung des Radkranzes. Die Schaufelzahl wird so groß als möglich gewählt, so
jedoch, daß die Zwischenräume weit genug sind, um die Befestigung der Schaufeln
ohne große Mühe vornehmen zu können. Sodann besitzt das Rad keinen Radboden,
sondern die Radschaufeln sind unter einem solchen Winkel gegen den Radius
gestellt, daß das Niveau des am stärksten gefüllten Schaufelraumes nicht höher
zu liegen kommt, als die dem Radmittelpunkte zugekehrte innere Begrenzungslinie
der Schaufel.
Die Umfangsgeschwindigkeit ist sehr klein und übersteigt
nicht 0,75 Meter per 1 Secunde. Aus diesem Grunde muss der Gerinnboden mit
großer Sorgfalt ausgearbeitet werden, damit der zwischen Rad und Gerinne
stattfindende Wasserverlust möglichst klein ausfällt. Durch Anstreichen mit
Cement kann dies sehr genau bewerkstelligt werden.
Den theoretischen Anforderungen ist bei diesen Rädern in
vollem Umfange entsprochen. Eine große Anzahl Schaufeln ist zur Reducirung
aller auf das Rad einwirkenden Effectverluste von Vortheil. Dieselben werden
hier sehr gering ausfallen, da die Schaufelzahl eine sehr große ist.
Die Luftventilation ist so vollständig als sie bei einem
Rade nur erreicht werden kann.
Der Eintritt des Wassers geschieht wegen der geringen
Umfangsgeschwindigkeit ohne allen Stoß, was schon dadurch bewiesen ist, dass
man bei diesen Rädern sowohl beim Eintritt wie Austritt des Wassers nicht das
geringste Geräusch bemerkt. Man könnte sagen, daß das Rad einzelne
Wasserprismen im Obergraben abschneidet und im Untergraben wieder ablaufen
läßt.
Das Zusammenwirken aller dieser Elemente muß den Effect
solcher Constructionen zu einem sehr günstigen gestalten. Zahlreiche,
sorgfältig angestellte Messungen mit dem Prony'schen Zaum haben dieß allerwärts
bestätigt und einen durchschnittlichen Effect von 70–75 Procent constatirt. Ein
Rad von folgenden Dimensionen: 6 Meter Durchmesser; 3 Meter Schaufelbreite;
0,85 Meter Gefälle; 1,75 Kubikmeter Wasser per 1 Secunde und 1 1/4 Umdrehungen
per 1 Minute entwickelte 15 Pferdekräfte, was einem Nutzeffect von 75 Procent
entspricht.
Leider hat diese Construction auch einige Nachtheile
aufzuweisen, die ich nicht unerörtert übergehen will. Zu einem günstigen
Nutzeffect, wie ich ihn eben angeführt habe, gehört absolut eine sehr kleine
Umfangsgeschwindigkeit, welche für rasch gehende Transmissionen eine sehr große
Uebersetzung nothwendig macht. Sodann wird für Gefälle über 1 Meter der
Durchmesser zu groß ausfallen. Diesem Uebelstande kann jedoch in vielen Fällen
leicht begegnet werden; bei Anlagen, für welche diese Räder Verwendung finden
sollen, stehen meistens größere Wasserquantitäten zur Verfügung; wenn man nun
das Gefälle über das erlaubte Maaß nicht vergrößert, so kann durch gehörig
gewählte Radbreite leicht die Wassermasse bewältigt werden, welche zur
Erzielung eines gewissen Effectes nothwendig ist.
Die Anwendung dieses Rades ist in Frankreich besonders bei
Getreidemahlmühlen eine sehr verbreitete und nur anerkennend spricht man sich
über dessen Leistungen aus. Die Kenntnis desselben dürfte auch den
Constructeuren und Mühlbauern in Deutschland zur Benutzung in den geeigneten
Fällen erwünscht seyn.