Altenberg-Brauerei oder Brauerei Gassner - Mühlenkalender

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Altenberg-Brauerei oder Brauerei Gassner

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Altenberg-Brauerei oder Brauerei Gassner

Das Brauen bringt den Bürgern eine güldene Nahrung
Wie kommt der Mühlenkalender dazu, sich um die Brauerei-Industrie zu kümmern?
Nun, die sogenannte Altenberg-Brauerei oder Brauerei Gassner, am Aareuferweg zwischen der Lorrainebrücke und der Eisenbahnbrücke gelegen, vereinigt viele Faktoren, die eine Erwähnung rechtfertigen. Ein sogenanntes Flotsch-Rad und eine der ersten elektrischen Beleuchtungen in der Stadt Bern sollten nicht unerwähnt bleiben.
 
Folgen wir den Spuren dieser Anlage durch diverse Archive.
 
Ein dominantes und zum Lorrainequartier gehörendes Gebäude ist die alte Brauerei Gassner am Aarweg. Die 1785 gegründete „Altenbergbrauerei“ – „Das Brauen bringt den Bürgern eine güldene Nahrung“ – wurde 1884 von Rupert Gassner übernommen und modernisiert. Als einer der ersten Industriebetriebe nutzte Gassner die Aare um Strom zu produzieren. 1968 wurde der Betrieb eingestellt (Lit.1).


Abb. 1

Etwas ausführlicher ist die Geschichte in (Lit.2) dargestellt:
Abb. 2
Landvogt Albrecht Frisching, erhielt am 16. September 1785 die Konzession zum Betrieb einer Badewirtschaft und Brauerei an Stelle der Ziegelhütten. 1836 wirtete im Café Du Pont Bierbrauer Eichelberger. Eine richtige Entwicklung setzte erst ein unter der Leitung der Gebrüder Böhlen, 1859—1879.
Dann übernahm Rupert Gassner den Betrieb. Im alten backsteinernen Bräuhaus, das an die Badestuben und ein einstöckiges Wohnhäuschen anschließt, ließ er einen Dynamo einbauen, der, durch ein Wasser- oder Flotschrad an der Aare in Betrieb gesetzt, den nötigen Strom für die Brauerei und seit 1888 für die elektrischen Bogenlampen in der Badewirtschaft lieferte. Es waren die ersten Einrichtungen solcher Art in Bern. 
1901 führte Frau Wwe. Gassner den Betrieb, und seit 1921 leiten ihn unter dem Namen «Brauerei Gassner & Cie.» die Geschwister Gassner. Die Brauerei besteht nun seit 162 Jahren. Wie bei der Brauerei Klösterli, befanden sich im Sandstein kühle Bierkeller. Die Straße nach dem Botanischen Garten ist einst darüber eingestürzt. Hinter der Wirtschaft Altenberg folgt das Verwaltungs- und Wohngebäude der Besitzer. Das prächtig große, durch seine Geradlinigkeit und Schlichtheit reich wirkende Gebäude im klassizistischen Stil besitzt über hohem, zu Kellern und Remisen ausgebautem Erdgeschoß drei Stockwerke, zu deren erstem man vom Altenbergrain durch Portal und Garten gelangt. Das hohe Walmdach mit Rundbogen unter den Gerschildchen trägt auf dem östlichen Schild den weißen, sechszackigen Bierbrauerstern. Unterhalb und hinter dem Hause und auch neben dem Enten- und Hühnerstall jenseits des Weges erfreuen wohlgepflegte Blumenbeete und breitkronige Bäume (Lit.2)
 
Bevor wir und die Wasserkraftanlage genauer ansehen, werfen wir einen Blick in einen Artikel über die Brauerei Gasser, der 1947 erschien:
Abb. 3

Im Staatsarchiv Bern ist ein reiches Bildmaterial zur Brauerei Gassner archiviert. Hier ein Beispiel aus dem Jahre 1938.

Abb.4

Wenden wir uns nun der technischen Einrichtung des Herrn Gasser zu.
Glücklicherweise ist das Konzessionsgesuch im Archiv des AWA in Bern erhalten geblieben. Somit sind wir über die Anlage des Flotsch-Rades in der Aare und der Transmission im Bilde. Leider konnte ich von der Dynamo-Beleuchtungsanlage keine Angaben finden.
 
Die Gesamtanlage geht aus folgenden Plan hervor:
Altenberg-Brauerei oder Brauerei Gassner
Abb. 5

Das Flotsch-Rad muss stattliche Dimensionen aufgewiesen haben.
 
Abb. 6 - 7
Laut Konzessionsgesuch wollte man mit einer Gewässerstrecke von 150 m und einem Gefälle von 0.3 m und 5500 Sekundenlitern eine Kraft ca. 10 Pferdestärken herausholen. Die gewonnen Kraft wird zur elektr. Beleuchtung der Brauerei verwendet, wie es im Gesuch heisst. Da war Brauer Gasser zu einer erstaunlich frühen Zeit äusserst innovativ.
 
Die Kraftübertragung auf den Dynamo scheint etliche Aufwendungen verursacht zu haben. Im Folgenden Planausschnitt ist der Weg der Kraft rotgepunktet hervorgehoben:


Abb. 8

Im schon eingangs abgebildeten Briefkopf ist die Anlage leicht idealisiert wiedergebegen.

Abb. 9

Zum Abschluss noch eine eher kuriose Geschichte aus dem Alltag der Brauerei, die im Bund am 11. November 1903 erschien:


Abb. 10

Die letzte Stunde der Traditions-Brauerei Gassner schlug dann im Jahre 1969.

Abb. 11
Sollten Zweifel bestehen, dass die Anlage tatsächlich ausgeführt wurde, hier einige Belege aus dem Burger-Archiv Bern:


Abb. 12: 1879-1886


Abb. 13 (sine dato)


Abb. 14 (sine dato)


Abb. 15 1898


Abb. 16 26.10.1895
Quellenverzeichnis:
Lit.2:      Altenberg und Rabbental in Bern, Autor(en): Haas, Hugo, Zeitschrift:    Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde, Band (Jahr): 9 (1947) Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-241298
 
Abb. 1.                 Archiv AWA Bern
Abb. 2:                 Staatsarchiv Bern Signatur FN_Jost_N_5819
Abb. 3:                 Die Berner Woche, Band (Jahr): 37 (1947), Heft 16
Abb. 4:                 Staatsarchiv Bern Signatur FN Jost N 3918, https://www.query.sta.be.ch/detail.aspx?ID=334240
Abb. 5-9:              Archiv AWA Bern
Abb. 10:               Der Bund, Band 54, Nummer 314,11. November 1903 Ausgabe 02
Abb. 11:               Thuner Tagblatt, Band 93, Nummer 199, 27. August 1969 https://www.e-newspaperarchives.ch
Abb. 12:               Burgerarchiv Bern Signatur FN.G.C.489: FP.D.786; FP.D.787, URL: http://katalog.burgerbib.ch/detail.aspx?ID=108099
Abb. 13:               Burgerarchiv Bern Signatur AK.715, URL: http://katalog.burgerbib.ch/detail.aspx?ID=102272
Abb. 14:               Burgerarchiv Bern Signatur FN.G.C.489: FP.D.786; FP.D.787, URL: http://katalog.burgerbib.ch/detail.aspx?ID=108099
Abb. 15:               Burgerarchiv Bern Signatur FN.G.E.486, URL: http://katalog.burgerbib.ch/'detail.aspx?ID=218318
Abb. 16:               Burgerarchiv Bern Signatur FN.G.E.48, URL: http://katalog.burgerbib.ch/detail.aspx?ID=218419
 
 
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