1. Walke
Hier wurden
die rohen Woll- und Leinentücher vorerst in der Walkmühle in einer Seifen- oder
Sodalauge geschmeidig gestampft.
2. Buchen
Anschliessend
wurden die Tücher in heisser Aschenlauge gesotten.
3. Bleichen
Den
Abschluss des Reinigungsprozesses bildete das Bleichen, d.h. das Auslegen der
gewalkten und gebuchten Leinentücher auf abgemähten Rasenflächen, wo sie
während mehreren Tagen der reinigenden Kraft von Licht und Sonne zum Bleichen
ausgesetzt wurden.
4. Färben
Zuallerletzt
erfolgte das Färben der Tücher.
Noch heute
erinnern Hofnamen an diese einstigen Gewerbe: Bleichematt, Walkematt. Den Namen
«Farb» trugen auch zwei Häuser: Die innerhalb der Stadtmauer gelegene Farb lag
beim Untertor (heutige Drogerie Jost), die damalige Äussere Färb ist identisch
mit dem heutigen Hotel Mohren. Die Benennung dieser Häuser mit «Färb» ist verlorengegangen.
Nicht nur
die Textilveredlungsbetriebe lagen in den Händen der Familie Walthert, auch die
Knochenstampfe wurde von ihr betrieben:
Gotthard
Walthert-Tschopp (24.7.1856-1.3.1913). Anfänglich wohnte er im Grund in
Willisau-Stadt, in jenem Haus, wo später Stadtrat und Sektions-Chef Josef Häfliger
seinen Wohnsitz hatte. Heute ist das Haus Eigentum von Martin Bucheli-Meyer.
Dieses schöne Haus mit dem seltenen Mansardendach wurde kürzlich stilvoll restauriert.
Vom Grund zog G. Walthert später in die St.-Niklausen Vorstadt, vis-à-vis des
jetzigen Kantonspolizeipostens (heutiger Besitzer: Hardy Walthert-Büeler, Malermeister,
Enkel des Obgenannten).
Gotthard
Walthert war Handelsmann, Stadtrat, Kirchenrat und 1903' Mitglied des
Bezirksrates. Die Knochenstampfe liess er nebenbei von einem Knecht betreiben.
Jahre später erwarb er die Liegenschaft «Neu-Steinmatt», die heute im Besitz
der Imprägnierwerk AG Willisau ist.
Als begabter
Musiker war Walthert aktives Mitglied der Stadtmusik Willisau, die er 1885—1895
präsidierte und deren Ehrenmitglied er wurde. 1892 wurde er Vizepräsident des
Kantonalen Musikverbandes. Nach der Einführung der Elektrizität in Willisau
(1898) konnte man bei ihm die ersten Glühlampen kaufen und diese auf seinem
vielbestaunten Apparat prüfen lassen.
Als Erbe
ging das Stampfeli 1914 auf seinen Sohn über,
Gotthard
Walthert-Lampart (29.11.1884-23.10.1958). Er betrieb Handel mit Kohle, anderen
Brennmaterialien und Landesprodukten. Als Nebenerwerb Hess er die
Knochenstampfe während vielen Jahren von seinem Gehilfen Anton Brügger (Bruder
der Ehefrau von Josef Stöckli-Brügger seh, Spezereihandlung, Hauptgasse,
Willisau) betreiben. G.Walthert wohnte wie sein Vater in der Neu-Steinmatt, Willisau-Land.
Auch er war
aktives Mitglied der Stadtmusik Willisau (seit 1899) und ein hervorragender
Trompeter. Er präsidierte die Stadtmusik 1922—1924 und wurde 1918 deren
Ehrenmitglied.
Beim
Familiennamen Lampart fällt uns älteren Menschen auch der Name Leo Lampart ein,
der Vater von Frau Walthert-Lampart und von Frau Babst-Lampart. Er war nach der
Mitte des letzten Jahrhunderts Organist in der Pfarrkirche Willisau, ein sehr
begabter Musiker und ein liebenswertes Original. In der Pfarrkirche (erstellt
1804—1810) war die heutige grosse Orgel noch nicht vorhanden, es stand
lediglich eine pneumatische Klein-Orgel auf einer Chor-Empore. Die Buben mussten
im Schweisse ihres Angesichtes und unter der strengen Aufsicht des «Orgelisten»
den Blasbalg dieses Instrumentes treten, ernteten dafür nicht nur immer
herzlichen Dank, sondern auch manche nicht so liebenswürdige Schelte. Die Buben
nannten ihn etwas respektlos «Chäsbäri».
Leo musste
selbstverständlich an allen, damals häufigen, Bittprozessionen zu Fuss nach
Hergiswil, Ettiswil, Werthenstein usw. teilnehmen und mit seiner weithin
schallenden Tenorstimme die Allerheiligen-Litanei singen. Müde und abgekämpft
erreichte er jeweils das Prozessionsziel. Das erste, was er dort verlangte, war
eine kräftige, grosse Brausi (Rösti) zur Wiederherstellung seines seelischen
und
körperlichen Gleichgewichts.
Leo trug
immer einen grossen Tellerhut, der innen ein wasserdichtes Futter hatte. Einmal
schüttete der damalige Sigrist Krügel (Vater des nachmaligen Adolf
Krügel-Rüedi) ein wenig Wasser in den Hut. Als Leo vor der Kirche den Hut
aufsetzte, lief ihm dieses über das Gesicht. Die hinter ihm stehende Anna
Wermelinger (spätere Gattin des langjährigen Präsidenten des Männerchors
«Concordia», Alfred Huber) lachte laut heraus. Der erzürnte Leo drehte sich mit
hochrotem Kopf um und gab der vermeintlichen «Täterin» eine saftige Ohrfeige.
Ein Sohn von
Leo Lampart zog nach Interlaken, wo er ein Restaurant betrieb. Nach dieser
Abschweifung kommen wir zu unserem «Knochen»-Thema zurück.
Verkauf der
«Knochenstampfe»
Nach dem
Brand der «Stampfl» Hess Gotthard Walthert die Ruine durch die Zimmerei Korner
mit einem Provisorium überdachen. Auf diese Weise konnte er die Entschädigung
der Kantonalen Brandversicherungsanstalt von Fr. 11‘285.- geltend machen. Für
die mitverbrannten Mobilien erhielt er von der Schweizerischen Mobiliarversicherung,
Agentur Willisau, eine Vergütung von Fr. 3712. - .
Das von
einem Metzgermeister im Gebäude als Kriegs-Notvorrat eingelagerte «schwarze»
Benzin, konnte durch die Feuerwehr gerettet werden.
Im Mai 1946
wurde die Liegenschaft laut dem nachgenannten Kaufbrief veräussert:
Herr
Gotthard Walthert-Lampart, Kaufmann, Steinmatt, Willisau-Land, hat verkauft
an die
Herren Adolf Korner, Handelsmann, Merkur und Hermann Steiner, Landwirt,
Neusonnfeld, beide Willisau-Land, mit Nutzen- und Schadenanfang 7. Mai 1946,
die
Kaufssumme beträgt Fr. 19000. — ,
nämlich
die
Liegenschaft «Knochenmühle», an der Menzbergstrasse, Willisau-Land, wie der Verkäufer
dieselbe erworben hat durch Erbschaft von Vater Gotthard Walthert, laut Zuschreibungsakt
von 1914
enthaltend
1. Knochenmühle
mit Wasserkraft und Zubehören, brandversichert unter Nr. 126 für
Fr.17000.-
2. Eine
Landparzelle, hinter obigem Gebäude gelegen und an dasselbe anstossend,
haltend laut
Katasterbuch zirka 2 ar, 25 m2, Katasterschatzung Fr. 6000. -.
Dienstbarkeiten und Grundlasten:
1. Es wird
auf Vertrag vom 30. Juli 1891 verwiesen, wonach der Besitzer zur Tellenbach der
hiesigen Liegenschaft die Erstellung einer Schwellwehr in der Buchwigger gestattet.
2. Es wird
ferner auf den Vertrag mit dem Besitzer der Liegenschaft Rutsch, vom 167 31.
Juli 1891, ebenfalls betreffend die Erstellung einer Schwellwehr in der Buchwigger,
verwiesen.
3. Mit
Erkanntnis des Regierungsrates des Kantons Luzern vom 17. Dezember 1893
wurde dem
hiesigen Besitzer die Wasserkonzession erteilt.
Kaufsbedingungen:
1. In den
Kauf wird gegeben, d.h. es wird mitverkauft und ist in der genannten Kaufsumme
inbegriffen:
a) Die
Wasserkanalleitung samt Schleusenkonstruktion, wie selbe besteht
b) 1 Turbine
mit Turbinenschacht
c) 1
Spaltmaschine, 1 hölzerne Stiege, Transmissionen welche vorhanden sind,
Holzbalken
gegen Galliker.
2. Die
Wuhrpflicht ist Sache des Käufers.
Willisau, 7.
Mai 1946.
Aus diesem
Kaufbrief kann entnommen werden, dass die Knochenstampfe im Jahre 1891 erstellt
worden war.
Viele werden
sich an den Miteigentümer der Stampfi, Adolf Korner-Troxler erinnern, an diesen
cleveren Handelsmann und zeitweiligen Pächter des Gasthofes Hirschen in
Willisau (1947—50), der mit seinem von einem rassigen Pferd gezogenen Sulky
(Zweirad Traberwagen) als kleine Sensation stolz über die Hinterländer Strassen
trabte. Heute lebt er im Ruhestand in Luzern. Schon nach zwei Monaten ging das
«Stampfeli» am 9. Juli 1946 in das alleinige Eigentum an den vorgenannten
Hermann Steiner über.
Durch Kauf
wechselte es am 9. Dezember 1947 an den Baumeister Anton Knupp -Knupp,
Grossdietwil. Er baute es zum heute noch bestehenden «Jägerheim» aus. Im
Dezember 1965 ging es an die Brüder Josef Müller-Glauser und Robert
Müller-Schmid, Dachdekkermeister, Willisau, über. Es wird heute vom
Zweitgenannten und seiner Familie bewohnt.