Spurensuche im Waadtländer-Jura - Teil 2 - Mühlenkalender

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Spurensuche im Waadtländer-Jura - Teil 2

Mühlen-Wanderungen

Vom Cul de Nozon zum Mittelpunkt der Welt - Stimmungsbilder aus dem Waadtländer Jura
Wanderung vom 22. Oktober 2019 Vaulion - Romainmôtier-Croy - La Sarraz entlang des Nozon.

Teil 2: 
Von der Source de la Diey zum Mittelpunkt der Welt

5. Scierie und Source de la Diey - Fortsetzung
Wagen wir den Blick über das alte Wehr hinaus und schauen nach, was sich da im Nebel verbirgt.
Wir steigen den Weg westlich des alten Wehrs den Hang hinab und stehen vor den Gebäude Chemin de la Diaz 9 Romainmôtier-Envy (Abb. 35).
Das alte Gebäude hat eine sehr wechselvolle Geschihcte hinter sich. Es wird in den Schriften als Stampfe, Mühle, Säge und als Öle bezeichnet. Was wir heute antreffen, ist eine Mehrfachgatter-Säge der Firma Hartmann Flums (Abb. 36).  Ich hatte beim Besuch im Sommer das Glück, die Säge in Betrieb zu sehen. Der Antrieb erfolgt heute elektrisch. Die alte Turbine finden wir wenige Meter westlich der Säge am Waldrand "eingelagert" (Abb. 37-40). Bleibt zu hoffen, dass die alte Turbine in der Zukunft restauriert werden kann. Es würde sich lohnen.
6. Romainmôtier-Envy
Wir wenden uns ostwärts, flussabwärts. Nach etwas mehr als 200 Meter, bei Koordinate CH1903+ / LV952'524'838, 1'172'047, WGS 84 (lat/lon)46.69539, 6.45596  erreichen wir das Wehr des Kanals von Romainmotier (Abb. 43 - 44). 

Nach ca. 350 Meter entlang des heute  trockenen Kanals stehen wir vor dem ehemaligen Waschhaus (Abb. 46). Wir wenden uns nach rechts den Hang hinab und sehen rechterhand die ehemalige Mühle (Abb. 47 - 48). Das Haus wurde erst kürzlich schön renoviert.

Wenige Meter unterhalb der Mühle kommt die heute noch beriebene Schmiede in Sicht (Abb. 49). Diese Anlage ist diekt an der Nozon gelegen. Das Wehr und das Wasserad (Abb. 50.) sind erhalten, aber nicht mehr in Betrieb.
Ein Besuch in der historischen Anlage und vor allem in der weltberühmten Klosterkirche von Romainmotier lohnt sich immer. Leider wäre ich aufgrund einer Veranstaltung zu einer längeren Wartezeit gezwungen gewesen. So habe ich davon abgesehen, die berühmte Klosterkirche zu besichtigen. 
Sie können aber, falls Interesse besteht, hier Informationen finden:
Zwischen dem mittelalterlichen Dorf Romainmôtier und dem Dorf Croy gelegen, verführt die Domaine en Praël sofort mit ihren schönen Fassaden und bezaubernden Gärten, die vom Nozon, dem kleinen Fluss, der diesem grünen Tal seinen Namen gibt, begrenzt werden. Die Besitzer heißen Sie in ihrem Haus willkommen, das sie mit größter Sorgfalt renoviert und dekoriert haben.
Die Domaine en Praël, ein historisches Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, war zunächst eine Gießerei, dann eine Fliesenfabrik, bevor sie zu einer Fischzucht wurde, deren Überreste noch heute zu sehen sind und in der Elektrizität durch die hauseigene Turbine erzeugt wird. Im Jahr 2004 wurde es komplett neu gestaltet und in ein komfortables Gästehaus umgebaut, das mit dem grünen Label gekennzeichnet ist.
Heute nennt sich das stattliche Anwesen "Domaine en Praël". Ein virtueller Besuch unter www.enprael.com lohnt sich.

7. Croy
Etwas weiter flussabwärts, bei der Brücke über die Nozon gegen Croy, treffen wir bei Koordinate CH1903+ / LV952'525'934, 1'171'710, WGS 84 (lat/lon)46.69249, 6.47034  auf das Wehr zu einem Kanalsystem (Abb. 54).

Aber werfen wir zuerst einen Blick auf die Karte. Genutzt wurden in Croy drei Kanäle:
Nach 400 Meter treffen wir auf die ersten zwei Anlagen am ersten Kanal. Die alte Säge (Abb. 56-57) wir heute als Garage und Scheune genutzt. Einzig auf der Norseite am Kanal sind noch Spuren des einstigen Wasserrades erkennbar. Dagegen ist das Waschhäuschen (Abb. 58-59) gut erhalten und schön renoviert.
Der weitere Verlauf des ersten Kanals (Abb. 60) bis zum zweiten Waschhäuschen (Abb. 61) zeigt sehr schön die erst kürzlich vorgenommenen Instandstellungsarbeiten am historischen Kanal. Es ist sehr erfreulich, dass die Gemeinde Croy dieses Kulturgut ehrt und bewahrt.
In den Gebäuden Chemin de la Foule 8-16 befanden sich mehrere Gewerbe wie eine Sägerei, Drescherei, Schreinerei und eine Frucht-Quetsche. Von den einstmals zwei Wasserrädern sind am renovierten Kanal leider nur noch unscheinbare Spuren erhalten (Abb. 62-63).
Etwas abgesetzt unterhalb des Dorfes, als Abschluss des ersten Kanals, treffen wir auf das Einlaufbauwerk (Abb. 64-65) der Mühle an der Chemin de la Foule 18 (Abb. 66-67). Das erhaltene Wasserrad treibt angeblich noch einen Genarator. Der erste Kanal mündet wenige Meter unterhalb der einstigen Mühle in den Nozon.  
Bei dieser Stelle, bei Koordinate  CH1903+ / LV952'526'457, 1'171'656 WGS 84 (lat/lon)46.69205, 6.47719 beginnt der zweite Kanal (Abb. 68).
Von der untersten Mühle und Sägerei am zweiten Kanal sind nur noch weinge Spuren erhalten. Leicht könnte man das Gebäude Chemin de la Foule 9-11 übersehen (Abb. 71), wenn nicht rechts vom Weg noch das Einlaufbauwerk erhalten wäre (Abb. 70).
8. Croy - Trinkwasserpumpwerk
Eine sehr interessante Anlage ist das Trinkwasserpumpwerk von 1911 am dritten Kanal unterhalb der Gemeinde. Das Wehr liegt wenige Meter südöstlich des untersten Hauses  Chemin de la Foule 13 von Croy im Wald versteckt bei Koordinate CH1903+ / LV952'526'560, 1'171'390 WGS 84 (lat/lon)46.68967, 6.47857 (Abb. 72).
Der dritte Kanal führt östlich entlang der Nozon und überquert diese nach einem Einlaufbauwerk in einem Stahlrohr (Abb. 73-74).

Noch heute wird mit Wasserkraft Trinkwasser ins Dorf hinauf gepumpt (Abb. 75-77). Die Anlage ist im Schweizer Mühlen-Kalender 2020 porträtiert.
Nach soviel Technik wenden wir uns wieder der Natur zu. Wenige Meter unterhalb der Kläranlage von Croy scheint die Nozon in Wald zu verschwinden (Abb. 78). Ein bei diesem Wetter nicht ganz harmloser Abstieg öffnet einen wunderbaren Blick auf den Casscade du Dard (Abb. 79). Bei soviel Wasser wie heute ein eindrückliches Naturschauspiel. 
Die nächsten drei Kilometer bis nach Pompaples sind eine wunderschöne, ruhige und heute sehr nasse Wanderung durch das naturbelassene Tal der Nozon (Abb. 80-81).
Erst etwas nördlich des Spital St. Loup bei Koordinate CH1903+ / LV952'528'444, 1'169'007 WGS 84 (lat/lon)46.66845, 6.50357 treffen wir auf das Wehr, das uns den Weg zur Mitte der Welt weist (Abb. 82-83).
9. Pompaples und die Mitte der Welt
Unterhalb der ehemaligem Mühle und Öle vom Pompaples (Abb. 84)  findet man den Kanal, der südwestlich von Pompaples Richtung der Mühle Bornu führt (Abb. 85).
Entlang der Hauptstrasse geht es duch Pompaples hindurch zur imposanten Anlage der ehemaliegn Mühle Bornu (Abb. 86). Die Mühle Moulin de Bornu, die im 16. Jahrhundert gegründet wurde, hat ihren Betrieb Mitte des 20. Jahrhunderts eingestellt.  Unterhalb der Mühle fliesst der eine Teil des Wassers zurück in den Nozon und damit zum Rhein, während der andere über die hier nur auf 490 m ü. M. liegende Hauptwasserscheide zur Venoge (Einzugsgebiet der Rhône) geleitet wird. Deshalb trägt Pompaples auch den Übernamen Milieu du monde (Mitte der Welt) (https://de.wikipedia.org/wiki/Pompaples). 
Im Mittelpunkt der Welt

Im 16.Jahrhundert hatte ein Schlossherr die Idee, das Wasser des Nozon vom Weg zum Neuenburgersee abzulenken, um damit seine Mühle bei Pompaples anzutreiben, und es dann durch die Enge von La Sarraz südwärts der Venoge zuzuführen. Das liessen sich die Einwohner von Orny nicht gefallen: sie zogen einen Graben zur Mühle, um ihren Nozon zurückzuholen. Den Streit beendete ein Schiedsspruch, wonach ein Teil des Wassers nach Süden, ein anderer nach Norden fliessen sollte. Heute liegt vor der Mühle Bornu ein künstlicher Teich, der aus zwei Abflüssen sowohl das Mittelmeer wie die Nordsee speist. Der Ort heisst Milieu du Monde, Mittelpunkt der Welt. 

Für Geschichtsinteressierte : Ganz in der Nähe befindet sich auf der Wasserscheide eine weitere interessante Stelle.
Wer von der Strasse, die auf der Nordseite des Mormont von La Sarraz nach Bavois führt, 300 m westlich der Bahnunterführung nach Süden abzweigt zu dem einsam gelegenen, alten Haus, Maison d'Entreroches genannt, entdeckt zwischen steilen Felswänden einen weiteren Engpass durch das Mormontmassiv. Nachdem er  auf der Fahrstrasse oberhalb der  Bahnlinie gequert und sich auf überwachsenem Pfade durchs Buschwerk gedrängt hat, entdeckt er plötzlich beidseits meterhohes, wie von Zyklopen aufgeschichtetes Mauerwerk: es sind die Überreste des einst berühmten, heute fast vergessenen Canal d'Entreroches. Die Idee eines transhelvetischen Kanals, der Nordsee und Mittelmeer verbinden sollte, stammt nicht erst aus unserem Jahrhundert; sie wurde vor 350 Jahren geboren und erst vor wenigen Jahren endgültig augegeben (https://de.wikipedia.org/wiki/Canal_d%E2%80%99Entreroches).

Der Weiher «Au milieu du monde» bei der Mühle Bornu zwischen La Sarraz und Pompaples. DerAbfluss oben im Bild führt zum Rhein und zur Nordsee, der zur Rechten in die Rhone und das Mittelmeer.
Literatur dazu findest du unter:

Damit sind wir am Ende der Wanderung entlang der Nozon angelangt.
Ich hoffe, der Beitrag hat gefallen und inspiriert zu weiteren Entdeckungs-Wanderungen.
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