Amriswil TG Breitenaach-Mühle und –säge Fleischhackbetrieb - Mühlenkalender

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Amriswil TG Breitenaach-Mühle und –säge Fleischhackbetrieb

Mühlen-Inventar Schweiz > Kanton Thurgau > Amriswil TG
Amriswil TG Breitenaach-Mühle, –Säge und Fleischhackbetrieb
Lage:
Breitenaachstrasse 1, 8580 Amriswil TG
 
CH1903+ / LV95 2'739'501, 1'267'249
WGS 84 (lat/lon) 47.54114, 9.29167
Höhe 453 m

Hinweise:

Mitteilungen Renato Cieli
Lit:
Hans Nater „Die alten Mühlen im Thurgau“, 1. Auflage, Weinfelden 1971 Seiten 53-54
Aus der Geschichte (Nater 1971):
Weiter unten am gleichen Bach drehten sich einst die drei Wasserräder der Mühle Breitenaach, erstmals 1403 genannt: Abt Kuno verkauft 1403 die Mühle als Zubehör zum Kehlhof von Almensberg der Witwe des Konstanzer Bürgers Heinrich von Tettikofen, Lena, geb. Münzer. Abt Egolf kauft aber 1431 dieses reiche Besitztum zurück und belehnt damit den St. Galler Bürger Johannes Stäheli. Dieser gab die Mühle 1442 dem Hans Brüniswiler, genannt Schacher von Hagenwil, zu Erblehen, nachdem sie dieser von Heini von Brüewil für 60 Pfund gekauft hat. Drei Jahre später überträgt Stäheli diese der Witwe Brüniswilers, Elsbeth Ulrichin und ihren sieben Kindern um den bescheidenen Jahreszins von 2 Mütt Kernen. Hans Brüniswiler war wohl einer der Söhne, der die Mühle 1465 innehatte und sie 1472 an seinen Bruder Konrad übertrug. Deren Sohn Konrad empfing 1492 vom Abt die Mühle für seinen Vater. Beim Amtsantritt des Abts Othmar II. wurde 1564 Jakob Brunschwiler mit der Mühle belehnt. Als der Müller schon 1566 starb, entstand zwischen seiner Witwe und einem Verwandten Sebastian Brunschwiler ein Streit über die Nachfolge im Lehen. Dabei stellten die Räte des Klosters fest, dass die Brunschwiler etwas bachabwärts zwischen Breitenaach und Hellmühle eine eigene Mühle erbaut hatten. Das Gericht entschied, dass die Mühle Breitenaach an Sebastian übergehen solle, die untere Mühle aber abzubrechen sei. 1567 empfing ein Fridli Pur von Gizenhus Breitenaach zu Lehen und wieder 1598. 1622 sass sein Sohn Hans Pur auf der Mühle. Der Zins hatte sich seit Hans Brünschwiler auf 4 Mutt Kernen verdoppelt. Es folgte bald das böse Pestjahr 1629, das auch in Breitenaach seine Opfer forderte. Von Hans Pur ging die Mühle an seinen Sohn Jakob über, der 1629 starb. Noch vor ihm war sein Bruder Fridli gestorben. hatte aber eine Witwe mit einem kleinen Knaben hinterlassen. Auch dieses Kind, das die Mühle erben sollte, starb nach 2 Jahren. Seine kurze Existenz gab seiner Mutter, die sich übrigens mit Hans Keller, Schmied in Oberaach verheiratete, Veranlassung, das Lehen der Mühle für sich zu beanspruchen. Da jedoch 2 Vettern Paur sich ebenfalls für erbberechtigt fühlten, entstand ein mehrjähriger Prozess, in den drei thurg. Landvögte und die Vertreter des Abtes eingriffen. Endlich erkannte das Hagenwiler Gericht, die Witwe des Fridli Paur sei die richtige Erbin. Frau Keller verkaufte aber die Mühle um 2000 Gulden an einen Vetter Fridli und dessen Söhne Jakob und Fritz, die endlich als rechtmässige Erben von Breitenaach 1637 anerkannt wurden. Ein späterer Paur von Breitenaach war 1668 Ammann des Grichts Räuchlisberg, und der Müller Jakob Paur geriet 1693 in Zahlungsschwierigkeiten. Offenbar erholte sich dieser wieder, denn 1763 sind immer noch Nachkommen Paur's auf der Mühle: Joseph Antoni Bur, am 19. 7. 1763. Ein Lehensvertrag zwischen Fürstabt Beda und Anton Bauer Müller in Breitenaach vom 25. Oktober 1769 ist auf einem Separatblatt verzeichnet. Später ging die Mühle Breitenaach an eine Familie Müller über. 1825 bezahlt Franz Joseph Müller sel. Witwe mit 2.48 Gulden die Ehehaften-Taxe. Heute würde man sagen: Gewerbesteuer! Damit ging die Mühle auf ein Geschlecht über, das dieses Gewerbe als letztes bis zu seiner gezwungenermassen erfolgten Aufgabe betreute und auch heute die zum Landwirtschafts-
betrieb gewordene Liegenschaft weiterführt.
Zur Mühle gehörte auch eine in der nordöstlichen Ecke der Mühle plazierte Haberdörre, die sonst in den meisten Mühlen wegen Feuergefahr in einem von der Mühle etwas abseits liegenden Gebäude, dem Dörrhaus, untergebracht war. Von der im Erdgeschoss erstellten Ofenanlage ist nichts mehr vorhanden. Einzig das noch sehr gut erhaltene Deckengebälk im oberen Stockwerk zeigt eine schwarz glänzende glasharte Schicht von den mit Rauch vermischten Abdämpfen des gerösteten Hafers. Der Mühle angegliedert war laut einem Lehensrevers bereits 1759 auch eine Gattersäge, die, durch moderne Grossanlagen überholt, im Winter 1930 stillgelegt wurde. Aber noch ein, für eine Mühle eher ungewöhnlicher Nebenverdienst war, zur weitern Ausnützung der Wasserkraft in der Breitenaach zu Hause: Ein Fleisch-Hackmaschinenbetrieb! Von zahlreichen Metzgereien innert einem Umkreis von 10 km wurde ein bis zweimal wöchentlich das zu Wurstbrei herzurichtende Fleisch eingeliefert, um auf zwei rotierenden, mit je drei Hackmessern versehenen Holzstöcken zerkleinert zu werden. Die sowohl für die Mühle, als auch für den Hackbetrieb benötigte Energiemenge vermittelte das obere Wasserrad im Durchmesser von 5 Metern, während ein gleich dimensioniertes ebenfalls oberschlächtiges Schaufelrad, etwa 4 Meter tiefer gelegen. der Gattersäge diente. Die Einführung der Elektrizität machte diese mit Wasserkraft betriebenen Anlagen nutzlos. Die Getreide-Verarbeitung wurde um die Jahrhundertwende aufgegeben, die Fleischhackerei noch etwas früher, die Säge 1930 und der etwa eine Juchart grosse Stauweiher wurde 1941 eingedeckt.
 
Lehenvertrag
zwischen Fürstabt Beda und Anton Bauer Breitenaich
«Ich, Anton Bauer, Müller zu Breiteaich bekenne hiermit, vom hochwürdigsten Reichsfürsten und Herrn, Herrn Beda, Abt des hochfürstl. Stiftes und Gotteshauses St. Gallen und meinem gnädigsten Herrn einen Lehenbrief empfangen zu haben folgenden Inhalts: Wir, Beda von Gottesgnaden des heiligen Römischen Reiches Fürstabt des fürstl. Stiftes und Gotteshauses St. Gallen, ohne Mittel dem heiligen Stuhl in Rom zu­gehörig, Inhaber des Benediktiner Ordens, sowie des Königlichen Ordens der Jungfräuchlichen Verkündi­gung Maria Ritterthum bekunden mit diesem Brief, dass mit dem heutigen Tage vor uns erschienen ist unser lieber und getreuer Anton Bauer, Müller unserer eigenen Mühle in Breitenaich, mit dem Versprechen, für die von unserm Gotteshaus als rechtes Lehen er­haltene Mühle sechs Viertel Kernen, Bischofszeller Mass und 35 Schilling Pfennig, Konstanzer Währung jährlichen und ewigen Zins entrichten zu wollen. Da es sich für ihn gebührte, das Lehen zufolge Ablebens unseres in Gott ruhenden Vorfahren, Herrn Abt Coele- stin II. von uns als neue Regierung von anderer Hand zu empfangen, bat er uns ganz unterthänigst, wir möch­ten ihm für den genannten ewigen Zins die Mühle Breitenaich gnädigst zu rechtem Lehen wiederum ver­leihen, womit wir, nach Anhörung seiner Bitte, einwilli­gen, und ihm, Anton Bauer, das zum vorbenannten Zins gehabte Lehen auch weiterhin leihen wollen, was wir von Lehens und Rechtens wegen zu verleihen ha­ben, verleihen sollen, können und vermögen, doch in jedem Falle ohne Nachteil für unsere Rechte und Ge­rechtigkeiten, vorweg des Manns-Lehen Gerechtigkeit. Vorbenannter Anton Bauer hat uns, im Versprechen, sich nach gebräuchlichem Lehenrecht und Lehens­pflicht zu verhalten, den Eid geschworen.
Urkundlich dessen haben wir die Lasten dieses Briefes mit dem Fürstlichen Lehens-Siegel bekräftigt am 25. Oktober siebzehnhundertundneunundsechzig.»
Die Mühle „zu der Braiten Aich“ 1403 von Abt Kuno von St. Gallen verkauft, aber 1442 wieder an das Kloster gezogen. 1825 noch drei Wasserräder für Musmühle, Kornrelle und Säge im Gang. Nach 1900 etappenweise Stilllegung des Betriebs; als letztes verstummte 1930 die Gattersäge.
5. Breitenaach:
Erste Erwähnung im Jahr 1403 als Braiten Aich, später Braitenbach. Besitzer war das Kloster St.Gallen, das die Mühle zu Lehen gab.
In der Hochblüte lieferten drei Wasserräder die Energie für die Kornmühle, eine Haberdörre und eine Fleisch-Hackmaschine. Diese arbeitete für die Metzger der Umgebung. Um 1900 wurden Mühle und Fleischhackerei eingestellt, da die Elektrizität die Wasserkraft ablöste. Die seit 1759 betriebene Sägerei wurde 1930 stillgelegt, der Stauweiher 1941 eingedeckt.
1564 entstand zwischen Breitenaach und Hellmühle noch eine weitere Mühle, die aber nach wenigen Jahren auf Geheiss des Gerichts wieder abgebrochen werden musste.


Amriswil TG Breitenaachmühle und -säge im Jahre 2019 (Foto R. Cieli 2019)

Statistische Angaben 1914:
Schweiz. Departement des Innern, Veröffentlichungen der Abteilung für Wasserwirtschaft, herausgegeben unter der Leitung von Dr. Leon Collet
„Die Wasserkräfte der Schweiz (Band 4), II.Teil, Ausgenutzte Wasserkräfte (Bestehende Wasserkraftanlagen) am 1. Januar 1914“
Seite
Nr. Kraftanlage
Name Gewässer
Ort der Motorenanlage (Bezirk, Gemeinde)
Durchschn. Leistung HP
Motoren Turbine
Motoren Wasserad
Verwendung der Kraft
Eigentümer
301
12
Hegenbach
Breiteneich (Bischofszell, Räuchlisberg)
10HP
-
2 Stk
Säge
Müller Joh.
 
 
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