Wigoltingen TG Putzfädenfabrik Naef & Co. - Mühlenkalender

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Wigoltingen TG Putzfädenfabrik Naef & Co.

Mühlen-Inventar Schweiz > Kanton Thurgau > Wigoltingen TG
Wigoltingen- Bonau TG Putzfädenfabrik Naef & Co.
Lage:
Haslistrasse (heute 18.1), 8554 Bonau
Gemeindename  Wigoltingen
 
CH1903+ / LV95 2'719'258, 1'271'747
WGS 84 (lat/lon) 47.58558, 9.02406
Höhe 409 m
Hinweise:
Bildnachweis:   
• ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG (Zürich) / Com_F63-00981 / CC BY-SA 4.0  Link: http://doi.org/10.3932/ethz-a-000024348
Mitteilungen Renato Cieli 2020

Im Jahre 1872 bewarben sich die Herren Bridler und von der Krone aus Winterthur beim thurgauischen Regierungsrat um die Konzession für die Ausnützung der Wasserkraft am Ölebach bei Häusern (Gemeinde Wigoltingen) und bauten daselbst im Jahre 1873 den ersten Teil der oben abgebildeten Fabrikliegenschaft, um darin eine Leimfabrik zu betreiben. Die Thurüberschwemmungen der Jahre 1874 und 1876 richteten in dem kaum fertig erstellten Betrieb große Schäden an, und da weitere Schädigungen zu befürchten waren, wurde der Betrieb stillgelegt und ging im Jahre 1877 käuflich an die Herren Ammann und Stierlin über. Die Errichtung und der Betrieb einer Kunstlederfabrik bildeten das Ziel der neuen Eigentümer. Eine große Idee, aber ein wagemutiges Unterfangen für die damalige Zeit. Die gehegten Hoffnungen scheinen sich nicht erfüllt zu haben und schon 1884 wurde das Etablissement an die Herren Spiller, Vater und Sohn, von Elgg verkauft, welche darin eine Färberei einrichteten und zeitweise zu einer bemerkenswerten Bedeutung brachten. Es sollen in den neunziger Jahren bis zu 150 Personen regelmäßige Arbeit und Verdienst gefunden haben. Bleichen und Färben von Fasergut aus Baumwolle, Jute usw. und von Baumwollgarnen für die Buntweberei bestimmt, bildeten die Hauptbeschäftigung. Es scheint aber, dass sich die Herren Spiller in der Folgezeit doch nicht genügend den Erfordernissen und dem Wandel der Zeiten angepasst hatten. Gerade damals wiesen Garnmerzerisation und die Apparate-Färberei neue Wege für die Garnveredlung, welcher Entwicklung zu wenig oder dann zu spät Beachtung geschenkt wurde. Der Beschäftigungsgrad ging daher zurück und gegen Ende des ersten Dezenniums im neuen Jahrhundert musste der Betrieb zwangsrechtlich liquidiert und geschlossen werden. Im Jahre 1909 erwarb Herr Scherb aus Amriswil die Fabrikliegenschaft und erweiterte die Gebäulichkeiten unter Aufwendung erheblicher Mittel zu dem heutigen Ausmaß. Die Garnfärberei wurde aufgegeben und der Betrieb anderen Zwecken zugeführt. Fabrikation und Handel von Putzfäden sowie verwandter Artikel bildeten fortan die hauptsächlichste Beschäftigung. Als routinierter Wollfachmann pflegte Herr Scherb auch den Handel in Wollen und Wollabfällen. Letztere Artikel sowie Tierhaare wurden im eigenen Betrieb gewaschen und sortiert. Auch das Bleichen von loser Baumwolle und Jute wurde weiter gepflegt. Zur Bereicherung der Fabrikationszweige wurde zusätzlich die Herstellung und der Vertrieb von chemisch-technischen Artikeln aufgenommen, zum Beispiel von Chromatol-Farben, ein heute noch nicht übertroffener Rostschutz und Anstrich von Metall. Ebenso wurden Bodenwichse, Huffett, Beizen usw. fabriziert und vertrieben. Auch für Herrn Scherb wechselten bessere mit schlechteren Zeiten, je nach der allgemeinen Konjunkturlage. Er wusste sich jedoch den veränderten Verhältnissen anzupassen und die Krisenzeiten zu überwinden. Als ihn der Tod im Februar 1942 in seinem 75. Altersjahr ereilte, befand sich Herr Scherb eben auf einer Geschäftsreise. Von seinen Söhnen hatten deren zwei eine andere Laufbahn eingeschlagen, und der dritte, welcher als Nachfolger vorgesehen war, starb leider mehrere Jahre vor seinem Vater. Herr Scherb entbehrte daher gerade in den Jahren seines hohen Alters einer so notwendigen Stütze und Entlastung, und die Jahre des zweiten Weltkrieges trafen ihn daher doppelt hart und unvorbereitet. Er tat sein Möglichstes, konnte aber nicht verhindern, dass das Geschäft unter diesen Verhältnissen litt und erheblich an Bedeutung einbüßte. Als die jetzigen Besitzer (F. Naef-Gubser Senior und F. Naef-Schuler Junior) unter der Firma F. Naef & Co. das Geschäft auf 1. Juli 1943 übernahmen, waren viele Versäumnisse der vergangenen Jahre nachzuholen, die maschinellen Einrichtungen zu überholen und zu modernisieren. Verloren gegangene wertvolle Verbindungen mussten wieder neu geknüpft und der Betrieb den neuen, seit Kriegsende veränderten Verhältnissen angepasst werden. Im Jahre 1980 wurde die Firma Naef & Co. AG durch Delta-Werke Zofingen übernommen.
Das Ende der Firma kam 1985 mit der Sprengung der Gebäude durch Armee.
 
Ausser der Tatsache, dass die Firma eine Wasserkraft von 15.4 PS nutzte, ist es leider nicht gelungen, etwas über die Details der Wasserkraftnutzung in Erfahrung zu bringen.
Falls jemand zu diesem Thema beitragen kann, bitte melden.
Die Luftaufnahme stammt aus dem Jahre 1963. Die roten Pfeile deuten auf dem damaligen Bachlauf hin.

Nachfolgend die Veränderungen im Kartenbild.
 
 
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