Kerzers FR Ölmühle - Mühlenkalender

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Kerzers FR Ölmühle

Mühlen-Inventar Schweiz > Kanton Freiburg > Kerzers FR
Kerzers FR Ölmühle
Lage:
Oelegasse 20, 3210 Kerzers FR

WGS 84 (lat/lon) 46.97263, 7.20517
Höhe 457 m

Aus der Geschichte (Ueli Gutknecht 1987):
Als im Murtenbiet noch Ölmühlen mahlten
Ölmühle-Kerzers-FR-Aussenansicht
Bis 1956 war in diesem Gebäude an der Ölegasse in Kerzers die Ölmühle Johner in Betrieb.
(Fotos: Ueli Gutknecht) 
Ölgewinnung aus Nüssen und Samen
Als im Murtenbiet noch Ölmühlen mahlten
 
Um die fehlenden Öleinfuhren im Zweiten Weltkrieg zu kompensieren , wurde in der Schweiz unter staatlicher Kontrolle Raps und Mohn angebaut und zur Gewinnung von Öl verarbeitet . Die leeren Mohnkapseln enthielten zwischen 0, 3 und 1, 2 % Morphin und wurden von der Pharma-Industrie Basel zu dem Schmerzlinderungsmittel Morphin verarbeitet. Am Beispiel der Ölmühle Johner aus Kerzers berichten wir aus jener Epoche. Ölpressen dieser Art gab es auch in Villarepos, in Oberwil bei Büren, in Gals und in Fräschels.
 
Ausser Mohn und Raps wurden im Zweiten Weltkrieg und in früheren Jahrzehnten auch Baumnüsse und Buchnüsschen zu Öl verarbeitet. Das Buchnüsschenöl galt unter den Kennern als das feinste. In die Ölmühle Kerzers brachten Leute aus dem Jura , dem Seeland , aus Biel und Neuenburg ihre Nüsse und Buchnüsschen . Aber auch das Murtenholz war reich an Buchen. Das Ernten der Buchnüsse war eine mühsame und zeitraubende Sache: unter den Buchen legte man Packpapier aus, stieg in die Bäume hinauf und schüttelte die Äste, oder schlug mit einem Stock darauf. Hinzu kommt noch ein weiterer Arbeitsgang, das Entfernen der « hohlen » ( leeren ) Buchnüsse. Dies geschah mit einer « Getreideröndle, einer handbetriebenen Maschine , in der das Korn 
Ölmühle-Kerzers-FR-Kollergang
Raps , Mohn und Buchnüsschen kamen zum Zerkleinern auf den « Stein » . Unser Bild zeigt die im Museum Murten ausgestellte , aus der Ölmühle Johner in Chandossel stammende und von der Firma Schwarz-Schluep dem Museum geschenkte Anlage . Sie stand im Zweiten Weltkrieg noch in Betrieb.
und die Spreu mit starkem Luftzug voneinander getrennt wurden. Oscar Johner berichtet von einem Ehepaar, das ihm seinerzeit mehrere Kilo geschälte Buchnüsschen zum Ölen brachte. Die Frau habe erzählt, sie seien ob des vielen Schälens schier Irrenhaus-reif geworden. Sie glaubte, die harte, braune und dreieckförmige Schale der Buchnüsse würde die Ölqualität mindern. Auch Nussbäume gab es damals unvergleichlich mehr als heute. Sie wurden oft an rutschgefährdeten Hängen gepflanzt. Zu dieser Zeit gab es den Brauch, jedem Sohne bei der Geburt einen Nussbaum zu pflanzen. Mehr als 200 jährige Tradition Oscar Johner war seit 1935 ununterbrochen als Ölmüller tätig, zuerst mit seinen Eltern zusammen und später als Inhaber. Nebst der Ölmühle betrieb die Familie Johner auch eine Sägerei, eine Mosterei , eine Futtermühle , Landwirtschaft und bereits kurz nach 1900 die landwirtschaftliche Genossenschaft sowie einen Holzhandel . In den Kriegsjahren und kurz danach habe O. Johner - so berichten Augenzeugen - jeweils bis tief in die Nacht hinein gearbeitet. 1956 nach einer durch verheerende Frostnächte bedingten, miserablen Ernte, hängte er seinen Beruf an den berühmten NageL. Damit ging die grosse Tradition des heute etwa 200 jährigen Hauses an der Ölegasse in Kerzers zu Ende. Man weiss aber mit Sicherheit, dass schon vor Errichtung des heutigen Gebäudes am gleichen Ort eine Ölmühle mit einem Wasserrad betrieben wurde.
Ölmühle-Kerzers-FR-Ölpresse
Auf dieser hydraulischen Presse wurden die Packungen mit 500 at jeweils während etwa 10 Minuten gepresst.
Wie das Ol gewonnen wird

Die Einrichtungen der Ölmühle Kerzers sind noch an Ort und Stelle erhalten. Es lässt sich also anhand der Geräte der Weg bis zum Öl verfolgen. Pro Druck ist mindestens ein gehäuftes und ein gestrichenes « Mass » (ein Mass = 14 Liter) notwendig. Die Kerne ( Mohn, Raps und Buchnüsse ausgenommen ) wurden zuerst in der Nussmühle fein gemahlen. Mohn kam auf den Stein (so der gebräuchliche Name für den « Kollergang ») . Dieser Mahlgang dauert etwa eine Viertelstunde. Anschliessend wird das Mahlgut ( vom Stein oder aus der Nussmühle ) auf einer holzbefeuerten Anlage auf 72 Grad Celsius erwärmt und laufend umgerührt. Nach ungefähr 20 Minuten wird die Masse in Zwilchtücher eingepackt. Vier bis fünf dieser Verpackungen
Ölmühle-Kerzers-FR-Nussmühle
Auf der Nussmühle wurden die Nüsse und Haselnüsse vor dem Erwärmen zerkleinert.
kommen für rund 10 Minuten in den Presskorb . Das Öl sammelt sich an den konischen Stäben des Presskorbes und fliesst über den Presstisch in eine 10-Liter-Kanne. Ebenfalls mit der Presse wird anschliessend der nun fast trockene Nusskuchen ausgestossen. Aus dem Nusskuchen wurde Viehfutter und Kuchen gemacht. Die meisten Kunden nahmen die ausgepressten Reste als Viehfutter mit nach Hause. Viele Frauen aber machten damit feinsten « Nusschueche-Chueche » , der sehr geschätzt war.
 
Hier ein Rezept : Der Nusskuchen wird fein gemahlen , in etwas Milch eingestreut und umgerührt . Dann wird eine Tasse Rahm, Quittengelee und ein Ei beigefügt. Das ganze wird kräftig gerührt, über den vorbereiteten Kuchenboden verteilt und im Ofen gebacken.
 
Text und Fotos : Ueli Gutknecht
 
 
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