1875 Wyß und Studers neuester Wassermotor - Mühlenkalender

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1875 Wyß und Studers neuester Wassermotor

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Wyß und Studers neuester Wassermotor
Wyß und Studers neuester Wassermotor

Der folgende Artikel stammt aus derm
Polytechnischen Journal, 1875, Band 218 (S. 281–283)
Nachdem wir schon in Bd. 212 dieses Journals S. 278 auf die Wassermotoren von Wyß und Studer in Zürich (Zeughausstraße 9) hingewiesen hatten, legen wir nun in beigegebenem Holzschnitt und in den Abbildungen Fig. 1 bis 5 die neueste Gestaltung dieser interessanten Maschinen unseren Lesern vor. Die Texttafel A stellt die Anwendung des Systemes als zweicylinderige Maschine dar, wie sie sich bei allen größeren Anlagen und überhaupt da, wo auf regelmäßigen Betrieb und anstandslose Ingangsetzung Werth gelegt wird, empfehlen dürfte.
Auf Tafel VIII ist in Fig. 1 bis 3 Ansicht, Draufsicht und Querschnitt einer eincylinderigen Maschine, sowie endlich in Fig. 4 Längsschnitt durch den Cylinder, in Fig. 5 Ansicht des Schiebergesichtes dargestellt.
 
Wie hieraus ersichtlich ist, erhält der oscillirende Cylinder durch seine eigene Bewegung die entsprechende Steuerung, indem bei der Bewegung im Sinne des Pfeiles in Fig. 1 das rechte Cylinderende (Fig. 4) mit dem mittleren Druckwassercanal (Fig. 5) communicirt, während das linke Ende durch den linksseitigen Ausströmcanal des Schiebergesichtes (Fig. 5) entleert wird. Umgekehrt erhält beim Kolbenrückgange das linke Cylinderende durch den mittleren Druckwassercanal des Schiebergesichtes das bewegende Wasser, während das rechte Ende des Cylinders mit dem rechtsseitigen Austrittscanal in Verbindung steht.
 
Indem diese Austritts- und Eintrittsöffnungen ganz symmetrisch auf beiden Seiten des Cylinders angebracht sind, ist jeder einseitige Druck auf die Drehungsachse des Cylinders aufgehoben und nur die geringe Reibung der beiden genau adjustirbaren Schleifflächen zu überwinden. Dieselben sind, wie aus Fig. 3 und 4 erhellt, in einem eigenen Lager auf der Drehungsachse des Cylinders aufgehängt und haben an ihrer äußeren Seite einen Ansatz, wider den sich ein Kautschukbuffer anstemmt, welcher mittels der in Fig. 3 angedeuteten Metallschrauben schwächer oder stärker gegen die Seitenflächen des Cylinders angeklemmt werden kann. Indem sich auf diese Weise ein vollkommen dichter und doch nicht |282| unelastischer Verschluß zwischen den beiderseitigen Schleifflächen herstellen läßt, bedingt dieses neue System vor dem ursprünglichen Patent von Wyß und Studer einen wesentlichen Vortheil; dagegen scheint die Verbindung der Seitengehäuse mit den Ein- und Ausströmöffnungen auf den ersten Anblick etwas unsicher zu sein. Die zwei seitlichen Bodenöffnungen (Fig. 5) sind einfach auf die Fundamentplatte aufgeschraubt und können, obwohl das Gehäuse einfach aufsitzt (eine Befestigung mit Schraube ist wegen der erforderlichen Verschiebung unthunlich), bei dem geringen Drucke des austretenden Wassers unter allen Umständen wohl dicht halten. Für das in der Mitte eintretende Druckwasser genügt jedoch diese Dichtung selbstverständlich nicht, und wurde deshalb die in Fig. 3 angedeutete Dichtung mittels eines von Metallringen festgehaltenen Lederschlauches angewendet. Diese Anordnung, obwohl dieselbe kaum vollkommen genannt werden dürfte, soll sich übrigens durchaus bewährt und zu keinen Anständen Anlaß gegeben haben.
 
Bei der vielfachen Verwendbarkeit der hydraulischen Motoren speciell für den Gewerbebetrieb in größeren Städten verdient die weitere Entwickelung dieses erst seit kurzer Zeit wieder in Aufnahme gekommenen Betriebssystemes alle Aufmerksamkeit, und wurde deshalb auch schon zu wiederholten Malen in diesem Journal auf neue Erscheinungen in diesem Gebiete hingewiesen.* Speciell für ihr System beanspruchen die HH. Wyß und Studer, welche nach demselben schon über 200 Stück geliefert haben, folgende Vorzüge:
 
1) Die seitliche Anordnung der Gleitflächen erlaubt einen beliebig großen Hub des Kolbens, und die Weite der Mündungen ist unabhängig vom Hub und kann jeweilen aufs Genaueste der Kolbenfläche und der Kolbengeschwindigkeit angepaßt werden. So können z.B. bei Verwendung als Dampfmotor die Canäle und Mündungen beliebig verkleinert werden, ohne die geringste Rücksicht auf die Hubhöhe nehmen zu müssen.

2) Praktisch vollkommene Entlastung der Gleitflächen durch Gegenseitigkeit des Wassereintrittes in der Richtung parallel zur Achse des Cylinders, wodurch nicht blos die Reibung zwischen Cylinder und Vertheilungskasten aufs Minimum reducirt ist, sondern auch jede andere Reibung, als diejenige dem Wasserdrucke auf den Kolben und dem Gewichte des Cylinders entsprechend, von den Cylindertragzapfen abgenommen ist.
 
3) In Folge dessen der bis dahin noch nie erreichte durchschnittliche Nutzeffect von 90 Proc. bei seiner Verwendung als Wassermotor.

4) Da die Gleitflächen Ebenen sind, so kann man dieselben zu jeder Zeit leicht nacharbeiten, wenn sie einmal durch dazwischen gerathenen Sand etwa rauh geworden sind und nicht mehr ganz dicht verschließen sollten.

5) Vollkommen geräuschloser Gang selbst bei sehr hohem Druck.

6) Leichtes Fetten und Oelen. Leichtes Auseinandernehmen behufs Reinigung und in allen Theilen leichte Reparaturfähigkeit.

7) Größtmögliche Solidität und Leichtigkeit der Herstellung. Abwesenheit von allen Ventilen, vielseitige Verwendbarkeit und billige Productionsfähigkeit. Geringe Wartung im Betriebe.
 
 
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