Auf Tafel VIII ist in Fig. 1 bis 3 Ansicht, Draufsicht und Querschnitt
einer eincylinderigen Maschine, sowie endlich in Fig. 4 Längsschnitt durch den Cylinder, in Fig. 5 Ansicht des
Schiebergesichtes dargestellt.
Wie hieraus ersichtlich ist, erhält der oscillirende
Cylinder durch seine eigene Bewegung die entsprechende Steuerung, indem bei der
Bewegung im Sinne des Pfeiles in Fig. 1 das rechte Cylinderende (Fig. 4) mit
dem mittleren Druckwassercanal (Fig. 5) communicirt, während das linke Ende
durch den linksseitigen Ausströmcanal des Schiebergesichtes (Fig. 5) entleert
wird. Umgekehrt erhält beim Kolbenrückgange das linke Cylinderende durch den
mittleren Druckwassercanal des Schiebergesichtes das bewegende Wasser, während
das rechte Ende des Cylinders mit dem rechtsseitigen Austrittscanal in
Verbindung steht.
Indem diese Austritts- und Eintrittsöffnungen ganz
symmetrisch auf beiden Seiten des Cylinders angebracht sind, ist jeder
einseitige Druck auf die Drehungsachse des Cylinders aufgehoben und nur die
geringe Reibung der beiden genau adjustirbaren Schleifflächen zu überwinden.
Dieselben sind, wie aus Fig. 3 und 4 erhellt, in einem eigenen Lager auf der
Drehungsachse des Cylinders aufgehängt und haben an ihrer äußeren Seite einen
Ansatz, wider den sich ein Kautschukbuffer anstemmt, welcher mittels der in
Fig. 3 angedeuteten Metallschrauben schwächer oder stärker gegen die
Seitenflächen des Cylinders angeklemmt werden kann. Indem sich auf diese Weise
ein vollkommen dichter und doch nicht |282| unelastischer Verschluß zwischen
den beiderseitigen Schleifflächen herstellen läßt, bedingt dieses neue System
vor dem ursprünglichen Patent von Wyß und Studer einen wesentlichen Vortheil;
dagegen scheint die Verbindung der Seitengehäuse mit den Ein- und
Ausströmöffnungen auf den ersten Anblick etwas unsicher zu sein. Die zwei
seitlichen Bodenöffnungen (Fig. 5) sind einfach auf die Fundamentplatte
aufgeschraubt und können, obwohl das Gehäuse einfach aufsitzt (eine Befestigung
mit Schraube ist wegen der erforderlichen Verschiebung unthunlich), bei dem
geringen Drucke des austretenden Wassers unter allen Umständen wohl dicht
halten. Für das in der Mitte eintretende Druckwasser genügt jedoch diese
Dichtung selbstverständlich nicht, und wurde deshalb die in Fig. 3 angedeutete
Dichtung mittels eines von Metallringen festgehaltenen Lederschlauches
angewendet. Diese Anordnung, obwohl dieselbe kaum vollkommen genannt werden
dürfte, soll sich übrigens durchaus bewährt und zu keinen Anständen Anlaß
gegeben haben.
Bei der vielfachen Verwendbarkeit der hydraulischen Motoren
speciell für den Gewerbebetrieb in größeren Städten verdient die weitere
Entwickelung dieses erst seit kurzer Zeit wieder in Aufnahme gekommenen
Betriebssystemes alle Aufmerksamkeit, und wurde deshalb auch schon zu
wiederholten Malen in diesem Journal auf neue Erscheinungen in diesem Gebiete
hingewiesen.* Speciell für ihr System beanspruchen die HH. Wyß und Studer,
welche nach demselben schon über 200 Stück geliefert haben, folgende Vorzüge:
1) Die seitliche Anordnung der Gleitflächen erlaubt einen
beliebig großen Hub des Kolbens, und die Weite der Mündungen ist unabhängig vom
Hub und kann jeweilen aufs Genaueste der Kolbenfläche und der
Kolbengeschwindigkeit angepaßt werden. So können z.B. bei Verwendung als
Dampfmotor die Canäle und Mündungen beliebig verkleinert werden, ohne die
geringste Rücksicht auf die Hubhöhe nehmen zu müssen.
2) Praktisch vollkommene Entlastung der Gleitflächen durch
Gegenseitigkeit des Wassereintrittes in der Richtung parallel zur Achse des
Cylinders, wodurch nicht blos die Reibung zwischen Cylinder und
Vertheilungskasten aufs Minimum reducirt ist, sondern auch jede andere Reibung,
als diejenige dem Wasserdrucke auf den Kolben und dem Gewichte des Cylinders
entsprechend, von den Cylindertragzapfen abgenommen ist.
3) In Folge dessen der bis dahin noch nie erreichte
durchschnittliche Nutzeffect von 90 Proc. bei seiner Verwendung als
Wassermotor.
4) Da die Gleitflächen Ebenen sind, so kann man dieselben zu
jeder Zeit leicht nacharbeiten, wenn sie einmal durch dazwischen gerathenen
Sand etwa rauh geworden sind und nicht mehr ganz dicht verschließen sollten.
5) Vollkommen geräuschloser Gang selbst bei sehr hohem
Druck.
6) Leichtes Fetten und Oelen. Leichtes Auseinandernehmen behufs
Reinigung und in allen Theilen leichte Reparaturfähigkeit.
7) Größtmögliche Solidität und Leichtigkeit der Herstellung.
Abwesenheit von allen Ventilen, vielseitige Verwendbarkeit und billige
Productionsfähigkeit. Geringe Wartung im Betriebe.