Das Ammann-Tagebuch Teil 1 Die Demontage - Mühlenkalender

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Das Ammann-Tagebuch Teil 1 Die Demontage

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Das Ammann-Tagebuch
Die Geschichte der Renovation einer alten Schrot- und Mahlmühle Typ H der Firma u. Ammann AG Langenthal.
Teil 1: Die Demontage
16. April 2020
Dieser Schritt der alten Dame war eigentlich recht mutig. Bereits im März, vor dem Beginn des Lockdowns, zwinkerte sie mir in einem Seeländer-Dorf vom Strassenrand aus frech zu. Die Folge war ein Hin und Her. Soll ich, oder soll ich nicht? Reizen würde mich die Geschichte ja schon, aber… . Ich, der immer vertreten hat, dass Originale erst dann interessant sind, wenn sie in PDF umgearbeitet sind. Wieder mal so richtig mechen, das würde schon reizen.
Am 16. April war es dann soweit.
Auf einem langen Spaziergang begegneten wir uns wieder (böse Zungen haben meine Routenwahl hinterfragt…). Die alte Dame stand immer noch am Strassenrand und zwinkerte wieder. Sie hat also Wochen geduldig auf mich gewartet. Diesmal geht’s schnell.
Telefonisch mit dem Besitzer Kontakt aufnehmen, sich einigen, vorfahren, grobe Zafira-gerechte Zerlegung und nur Stunden später steht die zwischen 80 und 100 Jahre alte Schrot- und Mahlmühle der Firma U. Ammann AG, Langenthal zuhause im Keller. Bereit zur Renovation. 
Das Erstaunliche ist die Tatsache, dass die Konstrukteure der Firma Ammann den Typ H damals so konstruiert haben, dass er heute grob zerlegt genau hinten in unseren Zafira passt.
Eine erste Internet-Recherche endet ernüchternd. Einzig ein zeitgenössisches Prospektblatt lässt sich finden.
Rückfragen beim Hersteller bringen auch keine Resultate. Das Beste wird also sein, zuerst mal Platz zu schaffen, um die Mühle zerlegen zu können und sich einen Überblick zu verschaffen.
18. April 2020
Die Werkbank im Keller wird in Betrieb genommen. Als erstes wird mal Metall von Holz getrennt. Schnell wird klar, dass es grosse Schäden zu beheben gibt, wenn die Mühle wieder laufen soll. Es kommen Zweifel auf. Wäre es nicht besser, mit einem Kessel Farbe…
Stück um Stück folgt die Zerlegung.
Schnell werden die Schäden sichtbar: Vermurkste Feinzustellung, gebrochener Lagerbock, verrostetes Innenleben …
… und der originale Mehlkasten diente wohl lange Jahre Kleintieren als Wohnung und ist total verwurmt.
Schliesslich ist die Welle mit den beiden Steinen, den Lagern und dem Antriebrad zur Detailinspektion auf dem provisorischen Holzgestell.
20. April 2020
Schnell mal stellt sich heraus, dass die Original-Mahlsteine nicht zur Weiterverwendung taugen. 
Damit beginnt die dornenvolle Suche nach Ersatz.
12. Juni 2020
Dieser Teil der Demontage ist mir etwas auf dem Magen gelegen. Der Läuferstein, der eigentlich auf der Welle verschiebbar sein sollte, weigert sich beharrlich, sich den Hausmittelchen zu beugen. Mit viel Wärme und Beharrlickeit gelingt es schliesslich doch, den Läuferstein zu lösen. Wie sich zeigt, ist das Gussteil komplett auf der Stahlwelle angerostet. Spätestens jetzt ist klar, dass die Welle ersetzt werden muss.
16. Juni 2020
Ein erster, wichtiger Meilenstein ist heute erreicht worden: Der Standort der  Original-Gussformen der Mahlsteine konnte ausfindig gemacht werden. 
Ein Wermutstropfen trübt die Freude über den Erfolg. Die bis vor kurzem noch vorhandenen  Originalpläne sind unauffindbar. Sehr schade, damit ist ein ein wertvolles Kulturgut unwiederbringlich zerstört.
11. September 2020
Jetzt wir's grob: Die grosse Presse in einer Landmaschinenwerkstatt erweist sich als das ideale Mittel, die Förderschnecke und den Exzenter von der Stahlwelle zu lösen. Diese zwei Teile sind allerdings nur leicht an den Nahtstellen verrostet.
Damit ist die Zerlegung der Ammann-Mühle abgeschlossen. 
6. Oktober 2020
Wie am 16. Juni erwähnt, sind die Originalpläne leider verloren gegangen. Statt anhand von Zeichnungen schauen wir uns die Einzelteile einer solchen Mühle nun bildlich an. Parallel zur Renovation soll auch ein neuer Plansatz entstehen. Erste Schritte in die 3D-CAD-Welt sind getan.

Schauen wir uns zuerst das Herzstück der Mühle, die Stahlwelle mit den Zubauten an:

 
 
Die Stahlwelle hat einen Durchmesser von 35mm und ist 107 cm lang. Sie trägt folgende Anbauten:

Riemen-
scheibe
Lager rechts
Exzenter
Feststein und Schnecke
Läuferstein
Linkes Lager
Axiallager
Feinzustellung
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die Einzelteile der Zuführung:

Trichter
Stützen
Rüttelschuh
 
Schliesslich noch die Einzelteile der Verbindung Exzenter-Rüttelschuh:

 
 
Sie wissen ja sicher noch, wie das Ganze zusammenpasst?

24.-30. Oktober 2020
Nach soviel Metall wenden wir uns nun wieder den Steinen zu. Nachdem in der Zwischenzeit der Guss der Ersatzsteine soweit vorbesprochen ist, sollen nun die alten beschädigten Steine entfernt werden. Also ab in den Steinbruch.
Die Ausgangslage: Der Läufer im ausgebauten Zustand.
Zuerst wird das Zentrum freigemeisselt.
Der Ring lässt sich nur mühsam abklopfen. Auf dem rechten Bild ist die Struktur des ursprünglichen Mahlsteines gut zu erkennen.
Was auf den Bildern nicht zu erkennen ist, sind die Risse entlang des Halters und dem Mahlstein. Entlang dieser Risse kann der eigentliche Läuferstein abgelöst werden. Die Bettung abzumeisseln  erfordert nun viel Geduld. Gut ist der Aufbau der Steinbettung zu erkennen.
An dieser Stelle ist mit meinen eigenen Werkzeugen Schluss. Der Profi muss her.
Die Ausgangslage: Der Feststein im ausgebauten Zustand.
Die Risse entlang des Halters und dem Mahlstein sind nicht zu übersehen. Die Ablösung braucht nur wenige Hammerschläge. Was da im Stein drinnen sichtbar wird, erstaunt doch.
Die Bettung abzumeisseln  erfordert auch hier viel Geduld. Gut ist auch hier der Aufbau der Steinbettung zu erkennen.
Auch beim Bodenstein hat mein Werkzeug seine Grenzen. An dieser Stelle lasse ich meine  Bemühungen ruhen.
Der Profi muss her ... 
Der Profi geht ans Werk ...  und in kürzester Zeit ist die Sache erledigt. 
Die "Nachbesprechung" dauert dann allerdings den ganzen Nachmittag.
Am Abend des 30. Oktober ist es dann soweit ... blankes rostiges Metall. 
An dieser Stelle dem Profi ein ganz herzliches Dankeschön für den Einsatz.
 
 
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