FabelDer Müller-Löwe
Ein Esel kroch in eines Löwen Haut,
sich unsehen und den Thieren Schrecken,
durch diesen Aufzug, zu erwecken,
und bracht es auch soweit; wer ihn nur angeschaut,
der wollte fast vor Angst verzagen,
noch sich mehr in die Gegend wagen:
Zum Unglück aber gukt sein Ohr
Von seinem tummen Kopf hervor.
Des Müllers Hund der ihn ihn erkant,
kam grimmig auf ihn los gerannt,
und jagt ihn wider in die Mühle,
diss war das Ende von dem Spiele.
Der Fabel Sinn ist offenbar,
und wird an Höfen täglich wahr:
viel welche sich in Samt und Seiden,
und Gold und Silber , prächtig kleiden,
verbergen unter diesen Deken
oft einen abgeschmakten Geken;
man erht und schaut nur sein Gewand,
so lang bis ihr der Unverstand
die Blösse deutlicher gewiesen;
dann steht das das hochgeörte Thier,
das man vorher so hoch gepriesen,
beschämt und ungeehrt allhier.